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Grippe, Corona: Intensivmediziner befürchtet Bettensperrungen

Pflegekraft im Krankenhaus


Foto: Marijan Murat / dpa

Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis hat angesichts zahlreicher Personalausfälle in den Kliniken vor Einschränkungen der regulären Krankenhausversorgung gewarnt. »Unser Hauptproblem im Gesundheitswesen sind aktuell die vielfältigen Personalausfälle und die damit verbundenen Bettensperrungen«, sagte Karagiannidis, der Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung ist, der »Rheinischen Post« am Montag. Dies treffe auf ein chronisch krankes System, das keine Möglichkeit der Kompensation mehr habe.

»Vor Corona lagen viele Mitarbeiter einmal im Jahr nach Karneval mit einem Virus im Bett, der Grippe. Aktuell laufen mehrere schwere Infektionswellen durch das Personal in kurzen zeitlichen Abständen, und wir befürchten, dass sich zu Corona auch noch die Grippe gesellen wird«, sagte Karagiannidis. Das führe zu erheblichen Einschränkungen
und unter anderem dazu, dass man aktuell die niedrigste Zahl der mit Personal betreibbaren Intensivbetten habe, weil die Ausfälle nicht mehr kompensierbar seien.

»Wenn im Winter die Zahl der Patienten deutlich steigt, wird das System unter extrem starke Belastung geraten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies ohne Einschränkung der regulären Versorgung vonstattengeht«, sagte Karagiannidis.

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Pflegebedürftige zu wenig geschützt

Patientenschützer sehen indes eklatante Mängel beim Schutz wirklich gefährdeter Gruppen. »Das Thema brennt uns unter den Nägeln. Die Situation für Menschen, die sich in der stationären und ambulanten Altenpflege nicht selbst schützen können, ist nach wie vor verheerend«, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, der Deutschen Presse-Agentur. Bund und Länder unternähmen bei dem Thema präventiv nicht genug. »Insofern sehe ich keine nennenswerten Verbesserungen im Vergleich zu bisherigen Wintern«, sagte Brysch.

Um vor die Welle zu kommen, hält der Patientenschützer in der Altenpflege ein bundesweites Testregime mit täglichen Schnelltests und zwei wöchentlichen PCR-Tests für angebracht, um Viruseinschleppungen durch Personal und Besucher zu vermeiden. Zudem brauche es für den Fall von Ausbrüchen in Heimen externe Pflegeteams, die unterstützend hinzugezogen werden, und Ausweichquartiere für Nichtinfizierte. »Wir müssen bei der Pandemiebekämpfung nicht alles tun, sondern das Richtige«, fordert Brysch. »Die Gruppe, auf deren Schutz es ganz besonders ankommt, umfasst rund drei Millionen Menschen.«


Momentan wird in den Ländern vor allem über Maskenpflicht in Innenräumen diskutiert. Sollte ein pessimistisches Szenario eintreten, wäre laut einer Simulation des Teams von Modellierer Kai Nagel von der TU Berlin »eine starke Verhaltensänderung der Bevölkerung bzw. ein erneutes Einführen von strengeren Maßnahmen notwendig«, um den Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu verhindern. Um die Klinikbelastung zu begrenzen, wird in dem Fall Folgendes als erfolgversprechend genannt: Homeoffice-Quote von 50 Prozent, FFP2-Maskenpflicht für Arbeit in Innenräumen sowie um die Hälfte reduzierte Freizeitaktivitäten im öffentlichen und privaten Raum, also etwa von Restaurantbesuchen und privaten Treffen. Davon profitiert im Modell der Schul- und Unibetrieb, der nicht eingeschränkt werden müsste.


mfh/dpa

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