Kurz vor ihrer Reise nach Katar hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Gastgeberland der kommenden Fußball-WM kritisiert. »Für uns als Bundesregierung ist das eine total schwierige Vergabe«, sagte die für den Sport zuständige Ministerin dem ARD-Magazin Monitor.
Die Bundesregierung sei überzeugt, dass die Vergabe von sportlichen Großereignissen an Kriterien geknüpft gehöre, »nämlich an die Einhaltung der Menschenrechte, an Nachhaltigkeitsprinzipien«, betonte Faeser und sagte mit Blick auf das Emirat: Es gebe »Kriterien, an die sich gehalten werden muss, und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird«.
Faeser hatte die Vergabe der WM schon vergangene Woche im SPIEGEL kritisch kommentiert. Am Montag reist die Innenministerin mit einer Delegation, der auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf angehört, zu einem zweitägigen Besuch nach Katar. Dabei will sich Faeser ein Bild von der Lage vor Ort machen. Sie wolle die Meinung der Zivilgesellschaft hören, ob Fortschritte erzielt worden seien, sagte sie. Von dieser Reise will Faser auch abhängig machen, ob sie sich das Turnier anschaut, das am 20. November beginnt.
Faeser nimmt Aktivisten mit nach Katar
Auf ihre Reise wird sie auch den Eventmanager Bernd Reisig von der Initiative »Liebe kennt keine Pause – gegen Homophobie in Katar« mitnehmen. Die Gruppe setzt sich dafür ein, dass WM-Gäste ihre Sexualität ausleben dürfen, ohne kriminalisiert zu werden. Homosexuelle Handlungen sind in Katar verboten, es drohen mehrere Jahre Haft. »Das ist nicht hinnehmbar, und darüber wollen wir auf dieser Reise unsere Sicht der Dinge darlegen«, sagte Reisig dem SPIEGEL. Mit nach Katar fliegen wird voraussichtlich auch Benjamin Näßler. Er war »Mr Gay Germany« 2020 und hat die Initiative »Liebe kennt keine Pause« ins Leben gerufen.
Vor Ort wird DFB-Chef Neuendorf auch mit FIFA-Präsident Gianni Infantino sprechen. Dabei will sich der Neuendorf erneut für einen Entschädigungsfonds des Weltverbands für die Familien von gestorbenen oder verletzten WM-Arbeitern einsetzen.
Katar steht seit der umstrittenen Vergabe im Jahr 2010 wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik. Neben der Ausbeutung von Gastarbeitern und ungeklärten Todesfällen von Arbeitsmigranten stehen auch die Einschränkung der Rechte von Frauen und LGBT-Personen im Mittelpunkt. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, hatte die anhaltende Kritik am Gastgeber des bevorstehenden Turniers am Dienstag als »beispiellose Kampagne« bezeichnet.