Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist nach seiner Ankunft in Kiew weiter in den Norden der Ukraine weitergereist. Nach SPIEGEL-Informationen fuhr Steinmeier mit dem Zug nach Tschernihiw, von dort aus geht es mit dem Auto weiter in den kleinen Ort Korjukiwka.
Korjukiwka hatte Steinmeier vor einem Jahr schon einmal besucht. In dem Ort verübten Deutsche 1943 ein Massaker an der Zivilbevölkerung. Seit dem Besuch hielt Steinmeier Kontakt mit dem Bürgermeister der Stadt. Nun soll ein persönliches Treffen stattfinden, dabei soll es auch um eine Städtepartnerschaft und Hilfe für den Winter gehen.
Bereits zuvor war angekündigt worden, dass Steinmeier und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen Appell an deutsche Gemeinden und Städte richten werden, um kurzfristig Partnerschaften zu schließen. Die ukrainischen Kommunen litten besonders durch die Zerstörungen an der Energieinfrastruktur, hieß es aus dem Bundespräsidialamt.
Für ein Vieraugengespräch mit Selenskyj geht es nach SPIEGEL-Informationen mit dem Auto zurück von Korjukiwka nach Kiew. Rund drei Autostunden liegen die Städte entfernt. Nach dem Treffen mit Selenskyj soll es ein kurzes Pressestatement geben. Auch den Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko soll Steinmeier treffen.
Das Treffen mit Selenskyj war mit Spannung erwartet worden: Ursprünglich hatte Steinmeier im April eine Reise nach Kiew geplant, gemeinsam mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und den Staatschefs der baltischen Staaten. Doch die Regierung in Kiew sagte Steinmeier damals kurzfristig ab.
Die Absage führte zu einem ungewöhnlich scharfen Telefonat zwischen Selenskyj und Steinmeier. Später begründete die ukrainische Regierung die Entscheidung unter anderem mit Sicherheitsbedenken .
Erstes Treffen verschoben
Für Aufsehen sorgte deswegen auch, dass Steinmeier ein ursprünglich für vergangenen Donnerstag geplantes Treffen mit Selenskyj kurzfristig verschob. Das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium wie auch die Bundespolizei und weitere Behörden sollen Sicherheitsbedenken gehabt haben.
Auch eine weitere Tour durchs Land wurde deswegen nach SPIEGEL-Informationen abgesagt. Die Bedenken der deutschen Behörden bezogen sich nicht nur auf Korjukiwka, sondern auch auf Kiew selbst. In den vergangenen Wochen gab es wiederholt Luftangriffe auf ukrainische Städte, auch in Kiew schlugen Raketen und Kamikaze-Drohnen ein.
Wegen der Sicherheitsbedenken wurde die Delegation, mit der Steinmeier nun in der Ukraine ist, drastisch verkleinert. Der Bundespräsident wird nur von einem Pressemitarbeiter, einem Protokollmitarbeiter, einem Berater sowie wenigen Medienvertretern begleitet. Im Vorfeld wurde die Route nach SPIEGEL-Informationen abgefahren.