Corona-Lockdowns, die Flutkatastrophe 2021 sowie der russische Angriff auf die Ukraine haben das Sicherheitsempfinden der Menschen in Deutschland deutlich verändert. So wächst die Sorge vor einem möglichen Blackout und damit das Bedürfnis, für den Notfall vorzusorgen.
Beim Bürgerservice des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) habe sich die Zahl der Anfragen von Bürgern deutlich erhöht, berichtete ein BBK-Sprecher.
Es gebe bereits seit der Coronapandemie ein breites Interesse an der privaten Notfallvorsorge – »aber noch einmal verstärkt durch das Hochwasser vergangenen Sommer sowie mit Beginn des Ukrainekriegs«.
Auch die Bestellungen für den »Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen« hätten stark zugenommen. Inzwischen ist die Broschüre laut BBK-Webseite vergriffen (hier geht es zur digitalen Ausgabe ).
Dass sich die Menschen vermehrt gegen mögliche Engpässe wappnen möchten, zeigt auch eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des BBK mit dem Schwerpunkt Energieversorgung: In der Anfang Oktober erstellten Erhebung gaben 38 Prozent der Befragten an, mit Blick auf eine drohende Energiekrise einen Lebensmittelvorrat angelegt zu haben.
Fast die Hälfte der Befragten will mit ihrem Verhalten dazu beitragen, einen Engpass zu vermeiden: 49 Prozent haben sich demnach Energiespargeräte angeschafft – etwa Duschsparköpfe oder LED-Lampen.
Nur 17 Prozent haben auf die Frage, was sie angesichts möglicher Engpässe bei der Energieversorgung vorsorglich tun, geantwortet: »Nichts.«
Bei Lebensmitteln raten Verbraucherschützer generell zu Vorräten für etwa zehn Tage. Also vorhandene Vorräte regelmäßig aufzustocken – und auch regelmäßig zu verbrauchen, damit nichts verfällt.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium listet Bockwurst, Ananas oder Ölsardinen in der Dose auf, nebst Knäckebrot und Zwieback.
Spezialkräfte der Bundespolizei wappnen sich für möglichen Blackout
Infolge des russischen Angriffskriegs stehen auch die Fähigkeiten der Bundeswehr und der Spezialkräfte der Bundespolizei im Fokus.
»Wir haben unsere Durchhaltefähigkeit erhöht«, sagte der Präsident der Bundespolizeidirektion 11, Olaf Lindner, der Nachrichtenagentur dpa. »Es geht zum Beispiel darum, bei einem etwaigen Cyberangriff auf die Stromversorgung in Berlin möglichst lange handlungsfähig zu bleiben.«
Denn wenn der Strom ausfalle, funktioniere beispielsweise auch die Zapfsäule an der Tankstelle nicht mehr. »Wir haben unsere Reserven noch mal massiv erhöht«, sagte Lindner, der früher Kommandeur der GSG 9 war. Für die gesamte Bundespolizei gebe es einen »Mindeststandard in Sachen Durchhaltefähigkeit«.
»Hybride Bedrohungen und Risiken für die kritische Infrastruktur waren für uns und für andere Fachleute immer schon ein Thema«, sagte Lindner. Neu sei, dass es »eine ganz neue politische Aufmerksamkeit« gebe.
Seit vielen Jahren würden auch Szenarien wie Angriffe auf Gasplattformen in der Ostsee durchgespielt. Die GSG-9-Taucher kooperierten, auch in der Ausbildung, mit den Kampfschwimmern der Bundeswehr.
Parallel zum Ausbau des Krisenmanagements müsse Deutschland bei der Digitalisierung vorankommen , »damit wir technologisch nicht abgehängt werden, denn das ist auch eine Sicherheitsfrage«, sagte Lindner.