Die kleinliche Kritik am dringend notwendigen Ausbau des Bundeskanzleramts stößt auf das Unverständnis der Bundesregierung.
Der Erweiterungsbau soll nach Medienangaben achtmal so groß wie das Weiße Haus, zehnmal größer als die aktuell wieder vakante Premier-Immobilie in der Londoner Downing Street und immerhin dreimal größer als der französische Élysée-Palast werden. Mit einer Fläche von rund 50.000 Quadratmetern wäre das Kanzleramt dann doppelt so groß wie bisher. Kritiker halten die bis zu 777 Millionen Euro teure Baumaßnahme in Zeiten des allgemeinen Sparzwangs für übertrieben.
Die britische Selbstverzwergung
Eine Premierministerin, die nach nur 45 Tagen im Amt zurücktritt. Ein Land, das aus Sehnsucht nach alter Größe die EU verlassen hat – und seither immer kleiner wirkt. Die Konservativen stolperten von einer Tragödie zur Komödie und sind bei der Farce angelangt.
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Ein Sprecher von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat diese Kritik nun als »substanzlos« zurückgewiesen. Von Übertreibung könne keine Rede sein, tatsächlich herrschten im aktuellen Regierungsbau »beengte Zustände«. Etwa für Beratungen der verfeindeten Koalitionspartner Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP) mit dem Kanzler seien die Räumlichkeiten »viel zu klein«: »Wir müssen die Minister möglichst weit auseinanderhalten, damit es nicht zu Zuständen kommt wie im britischen Parlament.«
Die Finanzierung sei mit der Beteiligung eines chinesischen Staatskonzerns und den Erlösen aus Waffenverkäufen nach Saudi-Arabien »mehr als abgedeckt«.
Und nicht zuletzt Olaf Scholz selbst sei dringend auf die erweiterte Fläche als Zentrum seines Regierungshandelns angewiesen: »Der Kanzler braucht Raum, damit seine Machtworte angemessen verhallen.«