Die frühere FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin thematisiert in ihrem Buch, dass sie Ziel sexueller Belästigung geworden sei. Die Übergriffe seien demnach auch von Parteikollegen gekommen. Namen nennt sie nicht. Nun wurde jedoch Partei-Vize Wolfgang Kubicki in der ARD-Sendung »Maischberger« auf die Sexismusvorwürfe angesprochen. Seine Äußerungen sorgen für Kritik.
Zur Einleitung in das Thema zitierte Moderatorin Sandra Maischberger aus dem Buch »Jetzt, wo ich schon mal nicht tot bin« von Koch-Mehrin: »Hände auf meinem Knie, ein weicher Griff an die Schulter. Sanfte Rückenmassagen, ungefragt. Hier eine Zote, da eine Anzüglichkeit, ausprobieren, was geht.« Anschließend stellte sie die Frage: »War das das Klima in der Partei oder ist es das heute noch?« Eine Antwort darauf könne er nicht geben, sagte Kubicki, da er nicht nachvollziehen könne, was Frauen in der Partei passiert sei.
»Über mich hat sich niemand beschwert, wäre auch komisch«, sagte er weiter. Es könne jedoch sein, dass Frauen das Gefühl hätten haben können, bedrängt zu werden. Kubicki verweist zudem darauf, dass Koch-Mehrin bereits seit 2014 nicht mehr aktiv sei. Seit er und Parteichef Christian Lindner die Parteiführung übernommen hätten, hätte sich einiges geändert. Es gebe etwa Ombudspersonen. »Das kann es heute noch geben, hätte aber fatale Konsequenzen«, so Kubicki zu den Vorwürfen. »Die Menschen verlieren nicht nur ihre Ämter, sondern auch ihre Reputation in der Partei.«
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Für Maischberger war das Thema damit jedoch nicht erledigt. Sie konfrontierte Kubicki mit Aussagen, die er in einem Interview 2010 gemacht hatte. Damals sagte der FDP-Politiker, er habe seine Parteikollegin »ein einziges Mal angebaggert«. Weiter heißt es in dem Interview: »Wir saßen in einem Café in Brüssel, weil ich irgendwie auf die Idee gekommen war, sie zu fragen, ob sie FDP-Generalsekretärin werden will.« Als in der besagten Szene damals Koch-Mehrins Freund dazu kam, sei Kubicki gegangen: »So ist das gelegentlich. Man flirtet und stellt fest, der Flirt kommt zurück, aber da steht urplötzlich der Partner da.«
Maischberger wollte es dann genauer wissen: »Angebaggert, weil ich auf die Idee kam, dass sie FDP-Generalsekretärin werden kann?«, hakt sie nach. Kubicki antwortet: »Ich habe sie angerufen und habe gesagt, ›wir müssen mal drüber sprechen, wir brauchen eine Generalsekretärin der FDP, wie wäre es, wenn Sie sich darüber mal Gedanken machen?‹ Dann hat sie gesagt, ›kommen Sie nach Brüssel, wir reden darüber‹. Dann trafen wir uns zum Kaffee und dann habe ich mit ihr geflirtet und urplötzlich stand so ein Typ neben mir, der dreimal so groß war wie ich und zweimal so breit. Und der auch ziemlich durchtrainiert aussah. Da habe ich mir gedacht, ist doch vielleicht besser, wenn du gehst.«
Ob so etwas heute noch denkbar wäre, fragte Maischberger. »Flirten ist immer noch denkbar, hoffe ich«, antwortet der FDP-Politiker. Nicht nur Maischberger fragte, ob Flirten und Anbaggern dasselbe seien. Laut Kubicki sei das zumindest in seinem Heimatbundesland Schleswig-Holstein der Fall. Auch auf Twitter wurde Kubickis fragwürdige Äußerung kritisiert.
»Ich komme aus Schleswig-Holstein, Herr Kubicki. Und Anbaggern ist auch da kein Flirten. Anbaggern ist, wenn sich alte, notgeile Männer wie Sie an Frauen ranmachen, die kein Interesse an Ihnen haben. Und besonders widerlich wird es, wenn Sie dabei Ihre Machtposition missbrauchen«, kommentierte eine Nutzerin die Sendung. Andere stellten Kubickis Position in der Partei infrage.