Mit dem Satz »Wir schaffen das« hatte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer 2015 die Deutschen ermuntert, Menschen in Not zu helfen. Der Satz wurde zum geflügelten Wort; ein Satz der Zuversicht bei den einen, ein Symbol für Hohn bei anderen. Nun ist Merkel mit dem renommierten Nansen-Preis des Uno-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) ausgezeichnet worden – und hat die Auszeichnung den Menschen in Deutschland gewidmet, die sich für Geflüchtete einsetzen.
Merkel nahm am Montagabend in Genf den hohen Uno-Preis entgegen, mit dem die Organisation Merkels Rolle auf dem Höhepunkt der syrischen Flüchtlingskrise 2015 und 2016 würdigte. Merkel zitierte Erich Kästner in ihrer Dankesrede: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.«
»Eine Anerkennung dafür, was ganz Deutschland gemacht hat«
Es hätten damals viele Menschen in den Kommunen und Gemeinden sowie viele Freiwillige mitgeholfen, die Herausforderungen zu bewältigen, sagte Merkel. »Aus meiner Sicht gilt diese Ehrung deshalb vor allem den unzähligen Menschen, die damals angepackt haben, denen es zu verdanken ist, dass wir die Situation bewältigt haben, dass wir es geschafft haben«, sagte Merkel. Das Preisgeld in Höhe von 150.000 Dollar (rund 152.000 Euro) stellte sie zu gleichen Teilen vier regionalen Preisträgern zur Verfügung, die gleichzeitig ausgezeichnet wurden, darunter eine Ärztin im Irak und eine Frau, die Geflüchtete in Costa Rica seit mehr als 50 Jahren unterstützt.
Merkels damalige Worte »Wir schaffen das« wurden zu einem geflügelten Wort, das auch der italienische Chef des Uno-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, oft auf Deutsch wiederholt. »Der Preis ist eine Anerkennung für die Ex-Kanzlerin, weil sie an der Regierung war und letztlich die Entscheidungen getroffen hat«, sagte Grandi. »Aber es ist auch eine Anerkennung dafür, was ganz Deutschland gemacht hat, um mehr als eine Million Menschen aufzunehmen.«
Umstrittene Entscheidung
Merkels Entscheidung war damals innerhalb der Union, aber auch in der Gesellschaft umstritten. Mit dem damaligen CSU-Chef Horst Seehofer geriet sie beim Flüchtlingsthema immer wieder aneinander. Ihre Flüchtlingspolitik stieß gerade auch in den ostdeutschen Bundesländern auf Kritik.
Der Nansen-Preis gilt als höchste Auszeichnung des UNHCR, das sich seit mehr als 70 Jahren um die Nöte von Flüchtenden kümmert. Er geht an Menschen, die sich im besonderen Maß um Flüchtende verdient gemacht haben. Der Preis ist benannt nach dem norwegischen Forscher und Diplomaten Fridtjof Nansen. Er war beim Vorläufer der Vereinten Nationen, dem Völkerbund, von 1920 bis 1930 erster Hochkommissar für Flüchtlinge und erhielt 1922 deshalb den Friedensnobelpreis.
Merkel war zur Bundestagswahl im vergangenen Jahr nach 16 Jahren Kanzlerschaft nicht mehr angetreten. Sie will im Herbst 2024 ihre Memoiren veröffentlichen.