Der AfD-Bundesvorsitzende Tino Chrupalla hat sich bei einer Demonstration vor dem Reichstagsgebäude gegen eine Gaspreisbremse und für die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. »Schluss mit dieser Sanktionspolitik«, forderte er am Samstagnachmittag. »Wir müssen nicht den Gaspreis bremsen, wir müssen die Grünen bremsen«, so der AfD-Politiker. »Der Gaspreis wird wieder normal, wenn wir günstiges Gas aus Russland beziehen.« Die Grünen wollten, »dass unser Land arm und schwach wird«, sagte Chrupalla unter dem Beifall der Zuhörer.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck habe »Russland den Wirtschaftskrieg erklärt«, sagte der AfD-Chef. In Wirklichkeit führe Habeck diesen Krieg gegen die Bevölkerung. Habeck müsse weg, forderte Chrupalla, woraufhin zahlreiche Zuhörer »Habeck weg«-Rufe hören ließen.
Demonstrierende mit Anti-Habeck-Plakat
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Nach Polizeiangaben nahmen an der Auftaktkundgebung rund 3000 Menschen teil. Die AfD hatte bundesweit zu der Demonstration unter dem Motto »Energiesicherheit und Schutz vor Inflation – Unser Land zuerst« aufgerufen. Als Rednerin war auch die AfD-Bundesvorsitzende Alice Weidel vorgesehen, sie sagte jedoch krankheitsbedingt kurzfristig ab.
Reichs- und Russlandflaggen neben Schwarz-Rot-Gold
Im Anschluss an die Auftaktkundgebung am Platz der Republik starteten die Teilnehmer zu einer Demonstration durch Berlin-Mitte. An dem Protestzug beteiligten sich demnach rund 8000 Demonstranten.
Demonstrierende im Berliner Regierungsviertel: Viele Deutschland-, aber vereinzelt auch russische und Reichsflaggen
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Viele der Teilnehmer schwenkten Deutschlandfahnen, skandierten »Wir sind das Volk« in Anlehnung an die Montagsdemonstrationen in der DDR oder sangen die Nationalhymne. Vereinzelt waren Russlandflaggen zu sehen, auch die schwarz-weiß-rote Reichsflagge, die als Symbol von Rechtsextremen gilt, wurde entgegen behördlicher Anweisungen gezeigt. Im Nieselregen der Hauptstadt gehörten zudem Regenschirme zur Ausrüstung vieler Demonstranten.
Gegendemonstrationen kleiner als erwartet
An mehreren Stellen gab es Gegendemonstrationen. Unter anderem hatten die Initiative »Aufstehen gegen Rassismus« und das Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin zu Protesten gegen die AfD aufgerufen. Die Organisatoren hatten der AfD vorgeworfen, die steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie für ihre Zwecke instrumentalisieren zu wollen.
Die insgesamt zehn angemeldeten Gegendemonstrationen, darunter ein Protest-Rave der Berliner Klubszene und eine Fahrraddemonstration, fielen mit insgesamt 1400 Teilnehmern kleiner aus als erwartet. Die Polizei hatte für die größte Einzelaktion mit 2500 AfD-Kritikern gerechnet. An einer Kundgebung in der Nähe der AfD-Veranstaltung vor dem Reichstag nahmen rund 400 Gegner der Rechten teil.