Die EU-Trainingsmission zur Unterstützung der Ukraine gegen die russischen Invasoren nimmt Konturen an. Nach SPIEGEL-Informationen einigten die Mitgliedstaaten der EU in den letzten Wochen auf Arbeitsebene, dass man so schnell wie möglich bis zu 15000 ukrainische Soldaten außerhalb des Landes aus- und weiterbilden will. Laut an den Verhandlungen beteiligten Diplomaten sollen 3000 ukrainische Soldaten eine Spezialausbildung bekommen, als Beispiele wurden die taktische Gefechtsausbildung für Kommandeure oder Lehrgänge für Pioniere genannt.
Die Pläne für die Mission, die der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erst Ende August vorgeschlagen hatte, sollen bereits Mitte Oktober beschlossen werden. Laut EU-Diplomaten könnte es dann sehr schnell gehen. Bisher bilden einzelne EU-Nationen in bilateralen Projekten Ukrainer aus. So trainierte die Bundeswehr in Deutschland Mannschaften für die von Berlin gelieferten Waffensysteme wie die »Panzerhaubitze2000« oder den Flugabwehrpanzer »Gepard«. Aktuell wird an verschiedenen Standorten weiteres Personal für diese und andere deutsche Systeme geschult.
Krieg gegen die Ukraine
Wenn die EU die Mission, die den etwas sperrigen Namen »European Union Military Assistance Mission« oder kurz EUMAM bekommen soll, werden die Aktivitäten der einzelnen Staaten gebündelt, so soll auch eine bessere Abstimmung möglich sein. Hinter den Kulissen hatte es über die Details der Missionsplanung einige Kontroversen gegeben. So hatte Polen vorgeschlagen, nahe der Grenze zur Ukraine eine Art zentrales Trainingslager der Ukrainer zu installieren. Laut Militärs wollten die Polen dort ganze Gefechtsverbände bis zu einem Bataillon praktisch ausbilden.
Deutschland indes hält wenig von einer zentralen Ausbildungsstätte. Bei der Bundeswehr heißt es, allein der Aufbau eines großen Trainingslagers in Polen brauche viel Zeit, zudem müsste ein solches Camp aufwendig gegen mögliche Ausspähungen durch die russischen Geheimdienste und auch mögliche Angriffe oder Sabotage-Aktionen geschützt werden. Als Beleg wird angeführt, dass es konkrete Hinweise gebe, dass die Lehrgänge für ukrainische Soldaten in Wildflecken oder Idar-Oberstein von Russland mit Drohnen beobachtet worden seien.
Bundeswehr plant eigene Lehrgänge in Deutschland
Am Ende wurde auf der Arbeitsebene ein Kompromiss gefunden. So sollen die Polen eine Art kleines Hauptquartier, im Militär-Sprech »Forces Headquarter« genannt, aufbauen und bekommt dafür EU-Mittel. Statt einem zentralen Trainingslager soll es einzelne Lehrgänge in den EU-Ländern geben. Deutschland plant bereits eigene Schulungen durch die Bundeswehr. So könnte das Heer ukrainische Kommandeure in einem Gefechtssimulationszentrum in Taktik schulen, auch Pioniere, Minenräumer, Sanitäter und andere Spezialisten sollen in Deutschland trainiert werden.
Das Tempo der Planungen illustriert, dass auch innerhalb der EU kaum noch Zweifel bestehen, dass man die Ukraine stärker als bisher militärisch unterstützen musste. Die Bundesregierung hatte vor dem Sommer erste Ideen für Ausbildungsmission blockiert, weil man befürchtete, die EU werde durch das direkte Training von ukrainischen Kampfeinheiten zur Kriegspartei. Bisher hatte die EU nur einen Finanz-Topf bereitgestellt, aus diesem können die Mitgliedsstaaten ihre Waffenlieferungen für die Ukraine bezahlen, zudem kann Kiew mit den Mitteln direkt Waffen einkaufen.
Die letzten Details für die EUMAM-Mission sollen in der kommenden Woche in Brüssel verhandelt werden. Beschlossen werden soll das Vorhaben dann beim nächsten formellen EU-Außenrat am 17. Oktober.