Die Deutschen sind angesichts der politischen Lage zunehmend wütend. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL hervor. Demnach bejahen 41 Prozent die Frage, ob der Begriff »Wut« auf ihre aktuelle Gefühlslage zutrifft. Zum Vergleich: Im Mai 2020 lag dieser Wert noch bei 15 Prozent, im Mai dieses Jahres bei unter 30 Prozent.
Positive Begriffe wurden seltener genannt. So gaben nur 23 Prozent »Zuversicht« an, 17 Prozent spüren »Dankbarkeit«, gerade einmal sieben Prozent »Freude«, »Sicherheit« sogar nur noch fünf Prozent. Diese Werte liegen alle niedriger als noch vor einem Jahr.
Verstärkt tauchen dafür negative Empfindungen wie »Wut« auf. 42 Prozent gaben an, »Unsicherheit« treffe auf ihre Gefühlslage zu, 33 Prozent »Kontrollverlust/Machtlosigkeit« und 26 Prozent »Hoffnungslosigkeit/Angst«.
Aus den Angaben im Zeitverlauf lässt sich ein Trend ablesen: Die Gefühlslage der Deutschen wird düsterer. Positive Werte gehen zurück, negative steigen.
Gründe wurden in der Umfrage nicht erhoben. Doch die politische Situation könnte eine Erklärung sein. Die steigende Inflation, der Krieg in Europa, Sorge über Energiepreise und die Unsicherheit, wie es in den kommenden Monaten weitergeht, sind naheliegende mögliche Gründe.
Der jüngste Befragungszeitraum umfasste die Zeit vom 16. September bis zum 23. September. Die Teilmobilisierung russischer Reservisten war einem Teil der Befragten also bereits bekannt, als sie ihre Antwort gaben. (Hintergründe zur Civey-Methodik lesen Sie hier).