Die weltweite Abwanderung westlicher Unternehmen vom russischen Markt, die im Frühjahr 2022 begann, führte zu einer Flut von Fusionen und Übernahmen in Russland. Ausländische Konzerne begannen, ihre Anteile an russischen Tochtergesellschaften zu verkaufen. Die Bieter für diese Vermögenswerte dürfen keine Verbindung zu sanktionierten Unternehmen oder Personen haben; andernfalls könnten die Verkäufer Probleme mit den europäischen Behörden bekommen – schreibt Louis Auge.
Wie russische Medien bereits berichteten, gehört zu den Vermögenswerten, die den Besitzer wechseln müssen, auch die Leasinggesellschaft Siemens Finance. Sie wird auch nach dem Ausscheiden des deutschen Siemens-Konzerns in Russland tätig sein und sucht derzeit nach neuen Eigentümern. “Die Führungskräfte der Leasinggesellschaft unternehmen alle Anstrengungen, um sicherzustellen, dass der Prozess nicht nur keine Unannehmlichkeiten für bestehende Kunden und Partner mit sich bringt, sondern auch neue Möglichkeiten für die Geschäftsentwicklung in Russland eröffnet”, erklärte das Unternehmen im Mai dieses Jahres. Russischen Medienberichten zufolge befinden sich die Verhandlungen über den Verkauf in einem fortgeschrittenen Stadium. Zu den Bietern für das Unternehmen gehören die Expobank, die Rosbank, die Investmentgruppe Insight und die Leasinggesellschaft Europlan.
Gleichzeitig brachten ungenannte Quellen die Insight-Gruppe früher mit sanktionierten Personen in Verbindung, da der Gründer des Unternehmens, Avet Mirakyan, früher für Unternehmen gearbeitet hatte, die der Familie von Michail Gutseriew gehörten, dem Geschäftsmann, der letztes Jahr wegen Unterstützung des Regimes des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko auf der Sanktionsliste der EU und des Vereinigten Königreichs stand.
In einem Interview für die russische Ausgabe von Frank Media sagte Mirakyan, der auch Geschäftsführer der neu gegründeten Investmentgesellschaft ist, dass Insight keine Geschäftsbeziehungen zu russischen Geschäftsleuten unterhält, die mit Sanktionen belegt wurden, einschließlich Vertretern der Familie Gutseriev. Zuvor war Mirakyan Generaldirektor der SFI Holding, die Said Gutseriev gehörte, aber nach der Verhängung von Sanktionen gegen Said Gutseriev verließ er SFI und begann, sein eigenes Unternehmen aufzubauen, aus dem später die Insight-Gruppe hervorging.
“Die Sanktionen waren einer der Gründe, warum ich mein eigenes Unternehmen aufgebaut und die SFI Holding verlassen habe”, sagte Mirakyan in einem Gespräch mit dem Korrespondenten von Eureporter. “Aber es gibt auch andere Gründe. Es gibt jetzt hervorragende Möglichkeiten auf dem Markt, mein eigenes Geschäft zu entwickeln. Deshalb war die Gründung meines eigenen Unternehmens eine logische Entscheidung. Ich fand es viel attraktiver und interessanter, meine eigenen Geschäfte zu machen.”
Insight ist eine private Investmentgesellschaft: Mirakyan selbst besitzt 80 % des Unternehmens, der Rest verteilt sich auf das Top-Management der Gruppe. In der ersten Phase investierten die Partner rund 2 Millionen Dollar in Insight und planen, auch weiterhin ihre persönlichen Mittel zur Finanzierung des Erwerbs neuer Projekte einzusetzen.
Das Unternehmen plant, die Leasing-Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen zu konsolidieren und eine private Holding zu gründen, in der Leasing-Unternehmen mit unterschiedlichen Kompetenzen zusammengeführt werden sollen. “Gleichzeitig geht es darum, Arbeitskräfte und Betriebsmodelle zu erhalten: Es gibt einzigartige Kompetenzen, Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen im Leasingsegment, die es zu erhalten gilt”, so Mirakyan.
Mirakyan zufolge beabsichtigt das Unternehmen, einen bestimmten Finanzierungsbetrag für bestimmte Geschäfte aufzubringen. Geplant ist insbesondere die Ausgabe von Anleihen, von denen zwei mit einem Gesamtvolumen von über 100 Mrd. RUB bereits von der russischen Aufsichtsbehörde registriert worden sind.
