Trotz schwerer Spannungen starten die Raumfahrtnationen Russland und USA am Mittwoch wieder einen gemeinsamen Flug zur Internationalen Raumstation ISS. An Bord einer Sojus-Rakete sollen die beiden Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie Nasa-Astronaut Frank Rubio um 15.54 Uhr MESZ vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan starten. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos bestätigte am Abend in Moskau Startzeit und Crew.
Die beiden Kosmonauten Prokopjew und Petelin reisen mit Rubio in einer Sojus-Raumkapsel vom Typ MS-22 in einem drei Stunden langen Flug zum Außenposten der Menschheit. Sie sollen dort sechs Monate verbringen. Es ist der erste gemeinsame Flug seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Invasion belastet die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Moskau und Washington zusätzlich. Russland beklagt, dass die von den USA und der EU erlassenen Sanktionen im Zuge des Kriegs die Arbeit in der Raumfahrt erschweren, unter anderem die Produktion der auch militärisch nutzbaren Raketen.
Es sei eine »unglaublich wichtige Mission«, sagte Nasa-Astronaut Frank Rubio wenige Wochen vor dem Start bei einer Pressekonferenz. Mit seinen beiden russischen Crew-Kollegen verstehe er sich sehr gut. »Wir sind gute Freunde geworden, sie kennen meine Familie, ich kenne ihre.« Die Zusammenarbeit zwischen Nasa und Roskosmos bezeichnete Rubio als »gut und stark« trotz der starken Differenzen aufgrund des Kriegs. Es sei wichtig, »dass die menschliche Raumfahrt und Erkundung eine Form der Kooperation, der Diplomatie und der Zusammenarbeit bleibt, bei der wir Gemeinsamkeiten finden und große Sachen zusammen erreichen können«.
Fünf Ausstiege ins Weltall
Russland hatte zuletzt angesichts des Konflikts mit dem Westen angekündigt, nach 2024 aus der ISS auszusteigen. Ein genauer Termin wurde nicht genannt. Der neue Roskosmos-Chef Juri Borissow hatte Ende Juli gesagt: »Die Entscheidung über den Ausstieg aus dieser Station nach 2024 ist gefallen.« Dem deutschen Astronauten Matthias Maurer zufolge hat Roskosmos inzwischen eingelenkt. »Wir haben vernommen, dass sie weiterhin dabei sind«, sagte Maurer der Deutschen Presse-Agentur. »Sie werden nicht aussteigen«, sagte er. Es gehe darum, bei solchen russischen Mitteilungen auch zwischen den Zeilen zu lesen. Schließlich habe Russland erst im vergangenen Jahr seinen Teil der ISS fertig ausgebaut. »Russland ist jetzt erst in der Lage, dort richtig Forschung zu betreiben.«
Zur 68. ISS-Mission sagte Kosmonaut Prokopjew vor dem Start, es seien fünf Ausstiege ins Weltall geplant und zudem 48 Experimente vorgesehen, darunter die Arbeit mit einem 3D-Drucker in der Schwerelosigkeit. Geplant ist demnach das Ausdrucken von verschiedenen Figuren aus unterschiedlichen Materialien. Womöglich führe das in Zukunft zu einer neuen Generation von 3D-Druckern.