Die Schweiz will das Endlager für Atommüll an der Grenze zu Deutschland wenige Kilometer südlich der deutschen Gemeinde Hohentengen bauen. Das teilte der Sprecher der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra), Patrick Studer, mit. Die Entscheidung war ursprünglich für Montagmorgen angekündigt worden. Zur Auswahl standen noch zwei weitere Standorte, die ebenfalls sehr nah an der deutschen Grenze liegen.
Eine Sprecherin des Schweizer Bundesamts für Energie bestätigte laut SWR , dass das Endlager in Nördlich Lägern entstehen soll. Tief in der Erde sollten dort ab 2050 Atomabfälle eingelagert werden – darunter hoch radioaktive Brennelemente aus Atomkraftwerken.
Die ausgewählte Region Nördlich Lägern liegt teilweise in Sichtweite von Ortschaften im baden-württembergischen Hohentengen. Dort sollen die Abfälle in Opalinuston eingebettet werden. »Die benötigte Einschlusszeit beträgt bei hochaktiven Abfällen etwa 200.000 Jahre und bei schwach- und mittelaktiven Abfällen rund 30.000 Jahre«, heißt es auf der Webseite der Nagra.
9300 Kubikmeter hoch radioaktives Material
Konkret geht es um etwa 9300 Kubikmeter hoch radioaktive Abfälle und 72.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Sie stammen aus den einst fünf Schweizer Atomkraftwerken sowie aus Medizin und Industrie. Vier Atomkraftwerke laufen noch. Sie sollen nicht ersetzt, dürfen aber betrieben werden, solange ihre Sicherheit gewährleistet ist. Das kann bis in die 2040er-Jahre gehen.
Die deutschen Gemeinden in Grenznähe beschäftigt vor allem die Frage der Trinkwasserversorgung. »Wir haben überall Trinkwasserbrunnen, wir haben Aare und Rhein in der Nähe. Die Frage nach dem Trinkwasserschutz ist eine große Sorge der Bevölkerung«, sagt Martin Steinebrunner von der Deutschen Koordinationsstelle Schweizer Tiefenlager (DKST) beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee.
Zwischenlager in Würenlingen
Unklar ist noch, wo die Verpackung zur Endlagerung stattfinden soll. Derzeit liegen die Abfälle in einem Zwischenlager für atomare Abfälle in Würenlingen rund 15 Kilometer südlich der deutschen Gemeinde Waldshut-Tiengen.
Die Nagra will bis 2024 ein Baugesuch einreichen. Danach entscheidet die Regierung über die Bewilligung, das Parlament muss den Beschluss genehmigen. Darüber kann in der Schweiz aber eine Volksabstimmung durchgesetzt werden. Die würde voraussichtlich nicht vor 2031 stattfinden. Wird der Beschluss nicht abgelehnt, beginnt dann der Bau. Die mehrjährige Einlagerung begänne etwa 2050. Das Lager würde dann über einige Jahrzehnte beobachtet. Etwa 2125 soll es endgültig versiegelt und die Bauten an der Oberfläche abgebaut werden.