CDU-Parteichef Friedrich Merz fürchtet, es könnte zu einem Ausfall der Stromversorgung im Winter kommen, falls Deutschland am Atomausstieg festhält. »Es droht eine vollkommene Überlastung des Stromnetzes im Herbst und Winter sowie eine mangelhafte Versorgung mit Strom«, behauptete Merz in der »Bild am Sonntag«. Wenn nur jeder fünfte Gaskunde diesen Winter mit Strom heize, verdopple sich der Strombedarf der privaten Haushalte, sagte Merz. »Wenn diese Regierung so weitermacht und aus ideologischen Gründen am Atomausstieg festhält, droht uns Anfang nächsten Jahres ein Blackout.«
Merz forderte, neue Brennstäbe zu bestellen, um mindestens der drei noch nicht abgeschalteten Atomkraftwerke in Deutschland weiter zu betreiben: »Wir hätten spätestens im August dafür gesorgt, dass zumindest für die drei Atomkraftwerke, die noch laufen, neue Brennstäbe bestellt worden wären, möglicherweise auch für die drei, die im letzten Jahr stillgelegt wurden«, sagte Merz. »Damit wären zunächst einmal insgesamt 20 Millionen Haushalte sicher mit Strom versorgt.«
Merz’ eigene Partei, die CDU, hatte unter der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Hintergrund war die Katastrophe am japanischen Atomkraftwerk in Fukushima, 2011. Merz selbst ist kein Fan des Ausstiegs – auch im Bundestagswahlkampf vergangenes Jahr äußerte er sich bereits kritisch über das Ende der Atomkraft.
Wegen der Energiekrise, die sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugespitzt hat, gibt es seit Monaten eine Debatte, ob die drei verbleibenden Atomkraftwerke länger laufen sollen, obwohl ihre Leistungsbetrieb-Berechtigung zum Jahresende erlischt. Die Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP prüft derzeit in einem Stresstest die Sicherheit der Stromversorgung. Danach will sie entscheiden, ob die AKW noch etwas länger laufen.