Kein Botschafter in Deutschland war so präsent wie Andrij Melnyk, der im Oktober in die Ukraine zurückkehren wird. Nun ist sein Nachfolger gefunden: Oleksij Makejew übernimmt die Leitung der ukrainischen Botschaft in Berlin, das wurde dem SPIEGEL aus diplomatischen Kreisen bestätigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erteilte sein Agrément, ein förmliches Einverständnis. Zuerst hatte die »Welt am Sonntag« berichtet.
Im Juli war Melnyk vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abberufen worden. Offiziell verlässt Melnyk Berlin am 14. Oktober, bis dahin ist er noch im Amt. Direkt anschließend soll Melnyk in Kiew stellvertretender Außenminister werden. Seit 2015 war er Botschafter in Deutschland – eine außergewöhnlich lange Zeit. Im Ukrainekrieg wurde er bekannt, weil er vehement Unterstützungen für sein Land forderte.
Dass Makejew die Nachfolge übernimmt, ist keine Überraschung. Der 47-Jährige war viele Jahre politischer Direktor im Außenministerium in Kiew.
Wie Melnyk spricht Makejew sehr gut Deutsch – und wie Melnyk weiß er schon jetzt Forderungen zu stellen. Im Rahmen der Debatte über Visa für Russinnen und Russen sagte Makejew : »Ein Verbot für Touristenvisa an Russen ist sehr wichtig, weil es den gesellschaftlichen Druck auf die Regierung in Moskau erhöht.«
In einem SPIEGEL-Interview im August hatte Melnyk gesagt: »Vielleicht würde mein Nachfolger gerne netter und sympathischer daherkommen, ruhiger agieren, so wie es sich alle Diplomaten wünschen und wie es zu ihrer Arbeit eigentlich auch gehört. Aber am Ende des Tages wird mein Nachfolger keine andere Wahl haben, als unsere Interessen mit kräftiger und deutlicher Stimme zu vertreten.«