1. Nach dem Mordanschlag auf Darja Dugina wird es für Wladimir Putin schwieriger, den Russen Normalität vorzugaukeln
In Russland herrscht große Aufregung über den Mordanschlag auf Darja Dugina, die Tochter des ultrarechten russischen Ideologen Alexander Dugin. Millionen Russinnen und Russen bekamen im Fernsehen die Bilder des explodierenden, in Flammen stehenden Wagens zu sehen, in dem die Philosophin und Publizistin Dugina am Samstagabend starb. Gezeigt wurde auch der entsetzte Vater, der auf das brennende Auto seiner Tochter starrt. Gestern Abend ist ein angebliches Bekennervideo aufgetaucht, in dem sich eine bislang unbekannte Gruppe zu dem Attentat bekennt. In dem Video erklärt eine »Gruppierung Nationale Republikanische Armee«, dass sie für den Anschlag verantwortlich sei.
Meine SPIEGEL-Kollegin Christina Hebel berichtet aus Moskau, dass russische Hardliner in den sozialen Medien trotzdem die Ukraine für den Mordanschlag auf die junge Frau verantwortlich machen .
Dugina war eine glühende Unterstützerin des Angriffskriegs auf den Nachbarstaat. Sie war am Samstag auf dem Weg von einem patriotischen Festival mit dem Titel »Tradition« außerhalb von Moskau zurück in die russische Hauptstadt, als ihr Wagen gegen 21:30 Uhr explodierte.
Ein letztes Bild zeigt die 29-Jährige auf dem Festival in einer olivgrünen Jacke an der Seite ihres Vaters Alexander Dugin. Dugina war dessen Vertraute und verbreitete seine ultranationalistischen Thesen. Dugin vertritt die Idee eines eurasischen Imperialismus‘. Er träumt von einem Reich, das sich von Lissabon bis Wladiwostok erstreckt und durch russisch-orthodoxe, erzkonservative Werte geprägt ist. Seine Tochter arbeitete für staatliche Medien und stand unter Sanktionen Großbritanniens und der USA.
Dass Dugin im Westen häufig »Putins Einflüsterer« genannt wird, überzeichne seine Rolle bei Weitem, schreibt die Kollegin aus Moskau. Es sei nicht bekannt, ob Russlands Staatschef überhaupt mit Dugin kommuniziert. Möglicherweise sollte Dugin selbst das Opfer des Mordanschlags sein. In Medienberichten ist davon die Rede, dass auch er im später explodierten Auto zurück nach Moskau fahren wollte, sich dann aber kurzfristig umentschied.
In Russland kursieren nun viele Spekulationen. Heute behauptete der Inlandsgeheimdienst FSB, ukrainische Dienste hätten das Attentat begangen. Eine Ukrainerin und ihre Tochter hätten den Mord begangenen und seien nach der Tat über Estland ausgereist. Allerdings kursieren auch Versionen, nach denen der FSB selbst einen Vorwand inszeniert haben könnte, um die Repressionen im Land noch weiter zu verschärfen und den Kurs im Krieg zu radikalisieren.
Die Bilder von Duginas zerstörtem Wagen wecken in Russland ungute Erinnerungen an die blutigen kriminellen Auseinandersetzungen auf den Straßen russischer Städte in den Neunzigerjahren und an Anschläge in russischen Städten in Zusammenhang mit den Tschetschenienkriegen.
Die »Gruppierung Nationale Republikanische Armee« war bislang nicht bekannt. In einer auf einem Telegram-Kanal geposteten Stellungnahme bezeichnet sie Putin als »Kriegsverbrecher« und erklärt allen Unterstützern seines Regimes den Krieg: loyalen Unternehmen, Beamten, Regierungsmitgliedern, den Propagandisten der Staatsmedien.
»Noch ist nicht klar, wer hinter diesem mutmaßlichen Attentat steckt«, sagt die Kollegin Christina Hebel. »Eines aber ist klar: Durch den Mord wird sich die Stimmung in Russland weiter radikalisieren. Schon jetzt fordern Nationalisten und Hardliner, zu denen Alexander Dugin gehört, Vergeltung – und setzen damit Putin weiter unter Druck, dem sie ohnehin vorwerfen, zu lasch in der Ukraine zu führen. Sie fordern unter anderem eine Generalmobilmachung.«
Nicht einmal zwei Tage habe der FSB jetzt nach eigenen Angaben gebraucht, um die angebliche Mörderin von Darja Dugina zu ermitteln, so Christina. »Bei dem 2015 ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow waren es dagegen 2733 Tage.«
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Lesen Sie hier mehr: Duginas Tod – und die Rufe nach Rache
Und hier weitere Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine:
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Verraten Krim-Urlauber aus Versehen russische Verteidigungspositionen? Luftabwehr ist am effizientesten, wenn ihr Standort verborgen bleibt. Unbedarft aufgenommene Fotos vor Militärausrüstung schaden hier nur. Sie rufen findige Standort-Rechercheure auf den Plan – und die Behörden.
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Russlands Hilfstruppen haben offenbar Motivationsprobleme: Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine sind Geheimdienstinformationen zufolge kaum noch für den Krieg zu begeistern. Das britische Verteidigungsministerium geht davon aus, dass Moskau Personalprobleme hat.
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Türkei verdoppelt Import von russischem Öl: Trotz des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hat die Türkei ihre Ölimporte aus Russland gesteigert. Daten zufolge hat sich die Menge im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
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»Diesen Krieg nicht in Vergessenheit geraten lassen«: Vor seiner Rückkehr nach Kiew warnt Andrij Melnyk die Deutschen davor, beim Engagement gegen Russlands Angriffskrieg nachzulassen. »Dieser Krieg betrifft uns alle«, sagte der abberufene Botschafter der Ukraine.
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Ukrainischer Armeechef spricht von fast 9000 getöteten Soldaten: Bislang hielten sich die ukrainischen Streitkräfte mit Angaben über die eigenen Verluste zurück. Nun nennt der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj eine konkrete Zahl – und appelliert, besonders Kinder zu schützen.
2. Rechtsextreme werden seit den Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen entschlossener bekämpft – und doch fehlt es an Empathie für Migranten in ganz Europa
Es waren zornige und scheußliche deutsche Fratzen, die Ende August 1992 in aller Welt finstere Berühmtheit erlangten. Angereiste Nazis, aber auch Anwohnerinnen und Anwohner randalierten damals im Plattenbauviertel vor dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen. In dem Haus waren eine Aufnahmestelle für Asylbewerber, in der viele Roma lebten, und ein Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter untergebracht. Die Angreifer warfen Steine, schlugen Fenster ein und schleuderten Molotowcocktails. Zeitweise zogen sich Polizei- und Rettungskräfte zurück, weil sie ebenfalls attackiert wurden. Der Mob erreichte, dass die Asylbewerber-Aufnahmestelle evakuiert wurde – und wütete weiter gegen Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses.
Mein Kollege Sebastian Stoll hat mit zwei der damals Attackierten gesprochen. In seiner Geschichte über »Die dunklen Tage von Lichtenhagen« schreibt er über die mittlerweile historischen Ereignisse: »Das Pogrom war eine Zäsur. Nun konnte niemand mehr ernsthaft leugnen, dass die Republik ein großes Problem mit Rechtsextremismus hatte.« Die vom rechten Mob angegriffenen Frauen, Männer und Kinder beschreibt Sebastian als »Menschen, die ihr Glück gesucht haben«. Er fragt: »Warum waren sie da, was ist aus ihnen geworden?«
Der 73-jährige Ngac Nguyen Trong etwa kam aus Vietnam als sogenannter Leiharbeiter in die damalige DDR und bekam einen Job im Rostocker Getreidehafen. Wie viele andere Vietnamesen erhielt er eine Wohnung im Sonnenblumenhaus. Als man nach dem Mauerfall weniger Arbeiter im Rostocker Hafen benötigte, fand Ngac Nguyen Trong 1992 einen Job in einem Chinarestaurant. Die Ausschreitungen in Lichtenhagen erlebte er als Beobachter außerhalb der Plattenbauten, wo er trotz der grölenden, teils betrunkenen, aggressiven Menschenansammlung die Ruhe bewahrte. »Angst um meine persönliche Sicherheit hatte ich nicht«, sagt er heute.
Mein Kollege Sebastian schildert Ngac Nguyen Trong als Mann von erstaunlicher Gelassenheit. Er hat nach Jahren im Chinarestaurant einen Kiosk eröffnet, der gut lief. Heute lebt er als Rentner in Rostock. Er sagt: »Ich fühle mich frei und sicher.«
Er habe »nur Terror gefühlt« erinnert sich dagegen Romeo Tiberiade, ein Roma, der heute in Rumänien lebt, an die Attacken in Lichtenhagen. Die Unterkunft sei von Menschen überlaufen gewesen, es habe keinen Reinigungsdienst und keine Bettwäsche gegeben, keine Informationen über das Asylverfahren. Er war mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern in einem Zimmer im Sonnenblumenhaus untergebracht. »Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich nicht diskriminiert werde, weil ich Roma bin. An diesem Ort wurden alle diskriminiert.«
Am 22. August 1992 war Tiberiade gerade im Freien, um irgendetwas zu erledigen, als es im Haus brannte. »Ein Molotowcocktail war auf das Haus geflogen, in dem meine Familie war.« Nach stundenlangem, ängstlichem Warten im Freien wurden die Roma in eine andere Unterkunft gebracht. Auch dort sei, einige Wochen nach den Ausschreitungen in Lichtenhagen, ein Molotowcocktail auf das Haus geworfen worden. Romeo Tiberiade und seine Familie entschieden, zurück nach Rumänien zu gehen.
Das Pogrom von Lichtenhagen gilt in der deutschen Erinnerungskultur heute in gewisser Weise als Wendepunkt. Nach den Ausschreitungen hat die deutsche Politik die Bekämpfung des Rechtsextremismus offensichtlich sehr viel entschlossener betrieben als in den ersten Jahren nach dem Mauerfall. »1992 ist nicht 2022. Heute gibt es in vielen Ländern rechtspopulistische und rechtsextreme Bewegungen, auch in Deutschland – und doch brennen heute keine Unterkünfte für Geflüchtete in kurzen Abständen«, schreibt mein Kollege Sebastian. Trotzdem stellt er fest, dass Europa sich mittlerweile »jegliche Empathie abgewöhnt hat für die Gründe von Migrationsbewegungen«.
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Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Die dunklen Tage von Lichtenhagen
3. Nach dem chaotischen Auftritt von Deutschlands Pop-Superstar Helene Fischer sind manche Fans genervt – die meisten Konzertbesucher sind aber Strapazen gewohnt
Es ist grundsätzlich ein masochistisches Vergnügen, sich gemeinsam mit vielen anderen Menschen auf ein Popkonzert oder ein Festival zu begeben. Ich gehöre zu den Leuten, die sich begeistert herumschubsen, mit Schlamm bekleckern oder mit warmem Bier versorgen lassen, wenn Musikerinnen, Musiker oder Bands auftreten, die mir gefallen. Als Kunde von Konzertveranstaltern mag ich die Grundeinstellung des französischen Komponisten Olivier Messiaen, der mal gesagt hat: »Wenn ich ins Konzert gehe, dann will ich, dass mir die Tränen kommen. Wenn ich nicht weine, dann bedeutet das: Es war nicht gut.«
Heute haben zahlreiche der 130.000 Fans, vor denen die Sängerin Helene Fischer am Wochenende in München auftrat, ihrem Ärger Luft gemacht und auch von ihren Tränen berichtet.
Es war Fischers einziges Konzert in Deutschland in diesem Jahr. Das Wetter war nicht besonders gut, die Zugänge zum Konzertgelände waren verstopft, die Bedingungen der Veranstalter strikt, der Sound umstritten. In den sozialen Medien wurden heute Videos gezeigt, in sich zum Beispiel zwei Männer über den »Playback-Scheiß« aufregen und »sofort« mit dem Management reden wollen. Zwei andere Konzertbesucher in einem anderen Video stehen offenbar im VIP-Bereich und beschweren sich über die schlechten und teuren Plätze. »Ganz schlimm ist das hier«, sagt einer von beiden. Er habe 1300 Euro für zwei Karten bezahlt.
Mein Kollege Jurek Skrobala war beim Helene-Fischer-Auftritt in München dabei und hat herzerfrischend über das Konzert berichtet .
»Acht Stunden Wartezeit? Keine Vorband? Keine Regenschirme erlaubt, noch nicht mal ein Knirps? Keine Powerbanks? Des Veranstalters Ernst?«, schreibt er. »So musste das wohl laufen, vor einem Helene-Fischer-Konzert«. Für die nötige Schnappatmung vor Hits wie »Atemlos« war jedenfalls gesorgt.
Fischer, 38, ist eine der erfolgreicheren Sängerinnen Europas, laut »Guardian« ein »Schlagersuperstar«. Jurek beschreibt sie als eine Künstlerin, die »Liebe, Liebesleid und Fitness-First-Doktrin mischt mit Empowerment für Leute, die nicht wissen, was Empowerment ist.« Er berichtet von Menschen im Regen, die mitsangen, brüllten, lachten, und: sich ärgerten. Von einer Frau, die zu ihren Freundinnen den schönen Satz sagte: »Alles in mir sagt Nein.«
Die meisten der Helene-Fischer-Fans waren offensichtlich trotzdem nach dem Auftritt gestärkt und erfüllt vom Erlebten. Ging es in München wirklich so viel schlimmer und strapaziöser zu als bei anderen Pop-Events? »Ein Konzert mit mehr als 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauern ist mindestens eine Herausforderung. Das kann man als Ticketkäufer ahnen und das muss man als Veranstalter wissen«, sagt mein Kollege Jurek heute. »Vor Ort war es teils schwierig, von A nach B und von B wieder nach A zu kommen; bei dem Starkregen, der zwischenzeitlich herrschte, natürlich besonders unglücklich. Klarere Ausschilderungen, mehr kundige Ordner und ein deutlich weniger chaotisches Konzept dafür, wie man diese unfassbar vielen Menschen wieder in die U-Bahn bekommt – ohne dass es zu Wartezeiten von einer Stunde, Enge und Frust kommt – haben offenbar gefehlt.«
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Lesen Sie hier mehr über das Konzert: Ein Lächeln aus Stahl
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Und mehr zu den Meinungen der Fans: »Ganz schlimm ist das hier«
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Was heute sonst noch wichtig ist
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Sorge vor Engpässen treibt den Gaspreis: Auf dem sowieso schon angespannten Gasmarkt ist der Preis weiter nach oben geschossen. Grund dürfte eine Ankündigung von Gazprom zu einer Lieferunterbrechung bei Nord Stream 1 sein.
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Gefälschte FDP-Plakate zum 9-Euro-Ticket – Staatsschutz ermittelt: »Kein Geld für ÖPNV? Sollen sie doch Porsche fahren«: Dieses angebliche Zitat von Finanzminister Lindner stand in Düsseldorf auf gefakten FDP-Plakaten. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
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Erzkonservative US-Organisation soll Milliardenspende erhalten haben: Es ist die womöglich größte Einzelspende an eine politische Gruppe in der Geschichte der USA: 1,6 Milliarden Dollar soll ein Unternehmer an den »Marble Freedom Trust« gespendet haben. Dessen Kopf ist kein Unbekannter.
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Klarinettist Rolf Kühn ist tot: In den 1950er-Jahren spielte er als Soloklarinettist an der Seite von Benny Goodman. Bis ins hohe Alter hatte er Auftritte auf den Bühnen der Welt. Nun ist der Jazzmusiker Rolf Kühn im Alter von 92 Jahren gestorben.
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Mutter von toten Kindern lebt offenbar in Südkorea: In Neuseeland hat eine Familie zwei Koffer ersteigert, in denen sich Leichenteile von Kindern befanden. Ermittler haben nun offenbar die Mutter gefunden. Sie soll in Südkorea leben.
Meine Lieblingsgeschichte heute: Auf die Barrikaden, ab nach Hause – Warum Überstunden unsolidarisch sind
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Dolding Productions Ltd / Getty Images
Meine Kollegin Lea Schönborn beschreibt, warum hochmotivierte und ein bisschen übereifrige Menschen, von denen es natürlich auch in der SPIEGEL-Redaktion – neben mir selbst – eine Menge gibt, für ihre Kolleginnen und Kollegen grundsätzlich ein Problem sind: »Wer ständig Überstunden schiebt, verhält sich erstens unsolidarisch. Und verbreitet zweitens eine Lüge weiter, unter der am Ende alle leiden. Die riesengroße Lüge nämlich, dass alles okay ist, dass alles glattläuft, dass es genug Mitarbeiter:innen gibt für die Menge an Arbeit.« Wer mehr arbeite, sende ein falsches Signal an die Unternehmen, so Lea, weil die dann einfach zu viel Arbeit auf zu wenige Menschen verteilten. »Die wissen nur: Die Arbeit wird geschafft.«
Lesen Sie hier den ganzen Zwischenruf: Auf die Barrikaden, ab nach Hause!
Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen
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»Ein richtiger Tritt in den Arsch«: Ab September sollen private Pflegedienste ihren Mitarbeitern Tariflöhne zahlen. Doch um deren Finanzierung ringen viele Unternehmen noch immer mit den Kassen – und warnen vor einer Pleitewelle .
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»Das Kriegsziel besteht in der physischen Vernichtung des Gegners«: Im August 1939 kündigte Adolf Hitler vor Generälen Völkermord und »Erdherrschaft« an. Ein Protokoll der Rede wurde einem US-Journalisten durchgestochen, galt aber später als Fälschung. Doch das Dokument des Hasses ist echt .
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Sind die Bayern ohne Lewandowski sogar noch besser? Bei der Offensivshow in Bochum stellt der FC Bayern einen neuen Startrekord auf. Aussagen von Kimmich und Trainer Nagelsmann erzeugen den Eindruck: Der Abgang von Starstürmer Lewandowski hat dem Team gutgetan .
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»Meine Bücher sind nichts im Vergleich zu dem, was sich wirklich abspielt«: Ihre Geschichten seien unglaubwürdig? »Leute, lest Zeitung«, sagt Thrillerautorin Romy Hausmann zu diesem gängigen Vorwurf. Ihr neues Buch widmet sie einzig echten Verbrechen. Was fasziniert sie daran?
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Happy End vor Kolonialkulisse: Jennifer Lopez und Ben Affleck feierten am Wochenende ihre Hochzeit und luden in ein Anwesen, das an die Herrenhäuser reicher Sklavenhalter erinnert. Geschenkt?
Was heute weniger wichtig ist
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Platz-Patron wider Willen? Rio Reiser, 1996 im Alter von 46 Jahren gestorbener Rockmusiker, wird nun mit einem nach ihm benannten Platz in Berlin gehuldigt. Der kleine Heinrichplatz im Berliner Stadtteil Kreuzberg wurde am Sonntag offiziell und in Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth in Rio-Reiser-Platz umbenannt. Ob Reiser, der als Ralph Christian Möbius in Berlin geboren wurde, das gut gefunden hätte? Schwer zu sagen. Als Solokünstler träumte er zwar in einem Song davon, »König von Deutschland« zu sein, als Sänger der Band Ton Steine Scherben forderte er aber in einem noch berühmteren Lied ausdrücklich »Keine Macht für niemand«.
Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: »›Das ist unglaublich, ich habe es genossen. Ich dachte eigentlich, dass für mich in der ersten Runde Schluss ist‹, sagte Ćorić, der in der ersten Runde den Italiener Lorenzo Musetti geschlagen hatte und dann auch Rafael Nadal, den Briten Cameron Norrie und Felix Auger-Aliassime aus Kanada ausgeschlatet hatte.«
Cartoon des Tages: Mord?
Illustration: Klaus Stuttmann
Und heute Abend?
Könnten Sie das gerade im Hanser Verlag erschienene Buch »Hund Wolf Schakal« von Behzad Karim Khani lesen. Über den Autor schreibt mein Kollege Benjamin Stolz: »Khani ist Schriftsteller und Betreiber der Lugosi Bar in Berlin. In seinem Debütroman hat er Teile seines eigenen Lebens und zwei Jahrzehnte Berliner Nachtleben zu einer psychologischen Gangstererzählung geformt.«
Das Buch »Hund Wolf Schakal« erzählt die Geschichte von zwei aus dem Iran stammenden Brüdern, die mit ihrem Vater Mitte der Achtzigerjahre vor Krieg und Verfolgung nach Neukölln fliehen. Der ältere wird zum Schläger und Gangster, der Jüngere geht aufs Gymnasium und dealt Drogen. In beiden Figuren spiegelt sich der Autor. Erkundet wird hier, so Benjamin, ein von Rap-Stars wie Kendrick Lamar inspiriertes »unbarmherziges literarisches Universum«, in dem der bedenkliche Grundsatz gilt: »Frauen sind Mütter, Freundinnen, Prostituierte – oder tot.«
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihr Wolfgang Höbel
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