Ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan warten im Land verbliebene frühere sogenannte Ortskräfte der Bundeswehr weiter auf eine Ausreise nach Deutschland.
Am Wochenende trafen sich in Berlin Afghanen, die für die Bundeswehr gearbeitet hatten. Sie umtreibt sorgen sich vor allem die Sorge um die noch im Land gebliebenen Familienangehörige, die noch in Afghanistan sind.
ABDUL MUTALEB KARIMI, ehem. Ortskraft
»Ich habe zehn Jahre lang als Wachmann im Lager Marmal in Mazar-e-Sharif gearbeitet, gemeinsam mit meinen drei Brüdern. Vor sieben Monaten bin ich allein nach Deutschland gekommen bin, meine Kinder blieben dort. Bitte bringt sie hierher. Sie haben niemanden, der sich um sie kümmert.«
FROTEN QURBAN ALI, ehem. Ortskraft
»Meine drei Kinder haben viele Probleme. Ich muss Tag und Nacht an sie denken. Wie mir geht es Tausenden meiner Kollegen, meinen Brüdern, meinem Volk, dem leidenden afghanischen Volk. Deutschland hat Millionen Ukrainern geholfen, aber schafft keine 20.000 Afghanen? Was ist der Grund dafür?«
Die Bundesregierung hat bisher nach Angaben des Auswärtigen Amtes bisher 23.000 Menschen eine schnelle Ausreise zugesagt, knapp 16.000 Ortskräfte und Familienangehörige sind bislang nach Deutschland gebracht worden. Darunter sind auch politische Aktivisten, Journalisten oder Künstler, die ähnlich wie die Ortskräfte Repressionen der Taliban fürchten müssen. Eine schnelle Evakuierung der Menschen scheitert vor allem an bürokratischen Hürden.
Marcus Grotian, Leiter Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte.
»Das Ortskräfteverfahren muss überarbeitet werden. Wir haben immer noch viele Menschen, die nie eine Chance haben, eine Aufnahmezusage zu kriegen, obwohl sie für uns gearbeitet haben. Das finden wir äußerst bedrückend. Die Menschen, die in Afghanistan sind, müssen schnell evakuiert werden. Und wenn man es nicht selber macht, dann muss man uns dabei endlich unterstützen. Es gibt einen UN-Bericht, da wurden von 160 Exekutionen berichtet. Die Leute, die sich bei uns nicht mehr melden, die sind tot. Das ist ganz schrecklich. Aber wir konzentrieren uns zurzeit auf die Lebenden. Und die Verantwortung, für die Toten, die tragen andere, nicht die, die versuchen, sie zu retten.«
Die Situation exponierter Afghaninnen und Afghanen hat sich in den letzten Monaten verschlechtert. Ein genaues Lagebild über dievon den Repressionen der Taliban hat die Bundesregierung aufgrund der geschlossenen Botschaft in Kabul nicht.
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