Bei der Bundeswehr ist man offenbar skeptisch, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine rasch beendet werden kann. »Militärisch fürchte ich, wird der Krieg noch lange dauern – gegebenenfalls zwischenzeitlich einfrieren«, sagte Heeresinspekteur Alfons Mais gegenüber »Zeit Online«.
Für ihn könne es jedenfalls nur die Perspektive einer »vollständig wiederhergestellten territorialen Integrität des Uno-Mitglieds Ukraine« geben, sagte der Generalleutnant. Er frage sich zudem, wie »ein Frieden mit dem System Putin« überhaupt aussehen solle, sagte Mais.
Mit Blick auf mögliche weitere Waffenlieferungen hielt sich Mais bedeckt. Er habe darauf zu achten, »dass das Heer in der Lage ist, unsere Kernaufträge erfüllen zu können – die Verteidigung des Landes und der Bündnispartner«, so Mais über mögliche weitere Lieferungen aus Bundeswehrbeständen.
Bundeswehr geht auf dem Zahnfleisch
Die Bestände der Bundeswehr sind ohnehin extrem ausgedünnt, mit den in Ringtäuschen zugesagten Lieferungen verschärft sich die Lage weiter. Innerhalb der Truppe gibt es deshalb Widerstand gegen einen weiteren Aderlass der Waffendepots . Die Bundeswehr kann laut Strategen derzeit selbst nur eben so die bei der Nato angezeigten militärischen Fähigkeiten stellen.
Die fehlenden Waffen bei der Bundeswehr bringen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) in ein Dilemma. Partner wie Polen pochen auf schnellen Ersatz aus Deutschland für die in die Ukraine gelieferten Waffen. Doch Abgaben aus den deutschen Beständen sorgen bei den heimischen Militärs für Unmut.
Forderungen nach weiteren Abgaben aus den Truppendepots erteilte Lambrecht zuletzt eine Absage. Als Befehlshaberin könne sie weitere Lieferungen aus Beständen der Bundeswehr nicht verantworten.
Mais drängte gegenüber »Zeit Online« indes auf Reformen und Pragmatismus bei der Beschaffung von neuem Gerät. Bei der Beschaffung der Hauptwaffensysteme komme es darauf an, sich auf das »unbedingt Notwendige« zu fokussieren und marktverfügbare Lösungen zu finden. »Wir können uns nicht in jedem Fall langwierige Entwicklungslösungen leisten«, so Mais.