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Welt

News des Tages: Nancy Pelosi in Taiwan, Ayman al-Sawahiri, Mercedes

1. Pelosi reist, China tobt

Als hätten wir nicht schon genug Sorgen, spitzt sich in Fernost ein weiteres Problem zu, das schlimmstenfalls die Welt erschüttern könnte : Chinas Scharfmacher überschlagen sich; sie bedrohen die USA, weil sich Amerika in eine angeblich innerchinesische Sache einmischt. Über dem schmalen Stück Meer zwischen China und Taiwan kreisten heute bereits mehrere chinesische Militärflugzeuge und kamen sehr nah an die inoffizielle Mittellinie heran. Angeblich gab es auch eine Cyberattacke auf die Webseite der Regierung Taiwans.

China zeigt sich so aggressiv, weil es seit Tagen damit rechnen musste, dass die US-Politikerin und Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi nach Taiwan reist. Heute Nachmittag, in Fernost war es bereits Nacht, landete Pelosi dann tatsächlich in Taipeh. Damit setzte sie sich über alle Drohungen Chinas hinweg. Kurz vor ihrer Landung zogen erneut chinesische Kampfflieger über der Straße von Taiwan auf.

Seit 25 Jahren ist kein so hochrangiger Vertreter Amerikas in Taiwan gewesen. Zwar unterstützen die USA das demokratische Land. Doch sie respektierten gewisse Grenzen aus Rücksicht auf China, das Taiwan die Eigenständigkeit abspricht und immer mal wieder mit einer Invasion droht.

Welche Motive Pelosi für ihre Reise hat, beschreibt mein Kollege Bernhard Zand so : »Dass sie sich für das bedrängte Taiwan einsetzt, liegt in der Logik ihrer politischen Laufbahn, der allerdings ein tiefer Einschnitt droht. Die Umfragewerte ihrer Partei sind schlecht; dass sie nach den Kongresswahlen im November wieder als Mehrheitsführerin ins Repräsentantenhaus einzieht, gilt als unwahrscheinlich.« Die 83 Jahre alte Pelosi habe daher auch ihr politisches Vermächtnis vor Augen.

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Wie geht es nun weiter? Erwartet wird, dass Pelosi mit ihrer US-Delegation im Stadtzentrum von Taipeh übernachtet. Am Mittwochmorgen könnte sie das Parlament aufsuchen und dort mit Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen zusammentreffen.

Und wie reagiert nun China? Unklar. Sicher ist, dass es sich um eine gefährliche Lage handelt, für Taiwan, aber womöglich auch für die Welt.

Auf spiegel.de halten wir Sie auf dem Laufenden. Ich fürchte, es werden unruhige Stunden.

2. Der Tod des Bin-Laden-Nachfolgers

Als die Menschen im Kabuler Wohnviertel Sherpur um 06.18 Uhr früh am Sonntagmorgen von einer Explosion geweckt wurden, dachten sie zuerst wohl an das Naheliegende: wieder ein Selbstmordattentäter, vermutlich vom »Islamischen Staat«. Ein Terroranschlag, wie es ihn, so unser Reporter Christoph Reuter , alle paar Wochen in Kabul gibt, auch nach der Machtübernahme der Taliban vergangenes Jahr.

Inzwischen aber wissen wir: Es waren zwei amerikanische Hellfire-Raketen, abgefeuert von einer Drohne. Sie trafen einen alten Mann, der offenbar ahnungslos auf seinem Balkon stand: Aiman Mohammed Rabi al-Sawahiri, der Nachfolger von Osama Bin Laden im Terrornetzwerk al-Qaida.

In einer TV-Ansprache bestätigte US-Präsident Joe Biden den Tod des Top-Terroristen: »Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.« Der Einsatz sei ein klares Signal an alle Feinde der USA, so Biden: »Egal, wie lang es dauert, egal, wo du dich versteckst: Wenn du eine Bedrohung für unsere Bevölkerung bist, werden die USA dich finden und ausschalten.«

Die Frage ist, wie Sawahiri in Kabul untertauchen konnte, ohne von den Taliban unterstützt zu werden. Mein Kollege Christoph beschreibt die Lage so : »Wütend, mit Schlägen und Drohungen, vertrieben am Dienstagmorgen bewaffnete Taliban-Kämpfer ausländische Journalisten, die sich das Haus anschauen wollten, und sperrten die gesamte Straße. Die Taliban sind aufs Peinlichste erwischt worden beim eklatanten Verstoß gegen ihr Abkommen mit Washington, künftig dem internationalen Terrorismus abzuschwören und kein Rückzugsgebiet für al-Qaida zu werden.«

Tatsächlich sollen US-Geheimdienste schon Anfang des Jahres bemerkt haben, wie sich Sawahiris Familie nach Kabul begab. Monatelang wurde das Haus observiert, Sawahiri beobachtet.

Und man bemerkte, dass der Topterrorist ein Tagesritual hatte: Sich oft und lange auf dem Balkon aufzuhalten.

3. Mercedes nur noch für Reiche

Als ich 18 Jahre alt war, kaufte ich mir einen Mercedes. Nun gut, es war kein neuer. Der Wagen hatte mehr als 15 Jahre lang als Taxi gedient, einige Motoren und Getriebe verschlissen und laut Vorbesitzer etwa zwei Millionen Kilometer auf dem Buckel. Aber, hey: Mercedes! Ich fuhr durch Europa wie Graf Koks.

An dieses besondere Luxusgefühl scheint künftig Konzernchef Ola Källenius appellieren zu wollen: Mercedes soll eine Luxusmarke werden, wie Michael Freitag und Margret Hucko von unserem Schwesternblatt »manager magazin« recherchiert haben . Der Durchschnittspreis für einen Neuwagen soll demnach von 70.000 auf 85.000 Euro steigen, inflationsbereinigt. Jedes fünfte Fahrzeug soll aus dem Bereich von 100.000 Euro und mehr kommen. Und die kompakten Einsteigermodelle der A- und B-Klasse? Offenbar weg damit.

Michael und Margret sind aber auch auf Kritiker gestoßen, die fürchten, der Luxus (hui) könne schnell in Protz (pfui) umschlagen. In Metropolen würden große Autos vermehrt zum Ziel von Vandalen; die öffentliche Stimmung kippe, zumindest in Europa. »Ich halte diese Strategie für einen Fehler«, sagt Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann über den ökonomisch wichtigsten Konzern im seinem Bundesland. »Das wird auch zu Akzeptanzproblemen führen.«

18-Jährige von morgen werden es jedenfalls schwerer als ich haben, für kleines Geld zum Mercedes-Besitzer zu werden, denn: Aus dem klassischen Taxigeschäft will Källenius offenbar austeigen.

Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine:

  • »Militärisch fürchte ich, wird der Krieg noch lange dauern« Generalleutnant Alfons Mais geht von einem lang andauernden militärischen Konflikt in der Ukraine aus. Auch zu einem Frieden mit dem »System Putin« äußert sich der Militär skeptisch.

  • »Wenn Putin nur noch nach Nordkorea und Syrien reisen kann, ist das Ziel erreicht« Die Ukraine will ein eigenes Tribunal schaffen, vor dem Russlands Präsident angeklagt werden soll. Andrij Smirnow ist als Selenskyjs Vizestabschef an der Planung beteiligt und sagt, was sein Land damit bezwecken möchte .

  • Ukrainischer Getreidefrachter erreicht Istanbul deutlich später als geplant: Erstmals seit Kriegsbeginn konnte ein ukrainisches Frachtschiff den Hafen von Odessa verlassen. Nun sollte es schon durch den Bosporus sein – doch die türkischen Behörden bremsen die Erwartungen.

  • Hier finden Sie alle aktuellen Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine: Das News-Update

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Was heute sonst noch wichtig ist

  • Merz sagt Teilnahme an Veranstaltung mit US-Senator Graham ab: Friedrich Merz diskutiert nun doch nicht öffentlich mit US-Senator und Trump-Freund Lindsey Graham: Der CDU-Chef bleibt der Debatte fern – offenbar passt ihm die weitere Besetzung des Panels nicht.

  • Junger Mann stirbt bei Polizeieinsatz im Bahnhofsviertel: In Frankfurt am Main ist die Polizei zu einer Auseinandersetzung gerufen worden. Bei dem Einsatz verletzte ein Polizist einen Mann mit einem Schuss tödlich.

  • Chinesische Influencerin grillt Weißen Hai – nun droht ihr eine Freiheitsstrafe: Die Videobloggerin Tizi hat fast acht Millionen Follower auf chinesischen Streamingplattformen. Eine Aufnahme, in der sie einen Weißen Hai verzehrt, rief jedoch die Polizei auf den Plan.

Meine Lieblingsgeschichte heute: Endgegner Grundsteuer

Bis Ende Oktober müssen alle Immobilienbesitzer Deutschlands eine Erklärung fürs Finanzamt abgeben.  Es geht um insgesamt mehr als 36 Millionen Grundstücke. Darunter sind auch einige, die der Mutter meines Kollegen Michael Brächer aus dem Wirtschaftsressort gehören. Sie ist 70 Jahre alt. Außer einem Haus besitzt sie zwei brachliegende Ackerflächen und ein Stück Laubwald, von dem allerdings schon ihr Vater nicht mehr zu sagen wusste, wo es sich genau befindet. »Was meine Mutter dagegen nicht hat, ist ein Computer«, schreibt Michael. »Also braucht sie meine Hilfe, weil man die neue Grundsteuererklärung elektronisch abgeben muss.«

Michael schildert den Vorgang so : »Meine Mutter liest die Daten vor, ich tippe sie ein. Beim Baujahr können wir uns mit der Angabe Vor 1949durchmogeln, aber bei der Wohnfläche wird es kompliziert: Ungeheizte Wintergärten zählen zur Hälfte, Balkone mindestens zu einem Viertel. Carports muss man nicht angeben, Garagen schon. Irgendwie schaffen wir es durch das Formular, doch dann kommt unser Endgegner: der Kartoffelacker. Mit dem Grundsteuerportal des Bundesfinanzministeriums kann man zwar Unbebautes baureifes Landdeklarieren, aber keine Acker- oder Forstflächen. Aber da sind doch Bäume auf dem Symbol!, sagt meine Mutter. Ist aber nicht dasselbe, erkläre ich.«

So ging es dann noch ganze Weile. Irgendwann stellte Michael fest, dass seiner Mutter eine »Zertifikatsdatei« des Finanzamts fehlt. Schade, das war’s. Er brach die Sache erstmal ab. Bis Ende Oktober ist ja noch Zeit.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Warum Baerbocks Uno-Auftritt diesmal nicht zündete: Außenministerin Annalena Baerbock wirbt bei den Vereinten Nationen für eine atomwaffenfreie Welt. Doch anders als bei ihrem Auftritt im Frühjahr ohne Effekt. Das hat Gründe. 

  • »Das ist wirklich eine große Sache«: Lange stand das Klimapaket von Präsident Biden auf der Kippe. Jetzt hat Abweichler Joe Manchin überraschend nachgegeben. Was das für die Uno-Klimaverhandlungen bedeutet, beschreibt der US-Klimaexperte Alden Meyer .

  • Warum ich es bereue, den alten Rucksack entsorgt zu haben: Vor zwei Jahren bekam Aufräumikone Marie Kondo ihre eigene Fernsehshow und alle machten mit – auch unsere Autorin. Heute findet sie: Was für ein grober Fehler! 

Was heute nicht ganz so wichtig ist

  • Selbstkritik: US-Sängerin Beyoncé, 40, hat einen Liedtext auf ihrem neuen Album geändert. In der ursprünglichen Version des Songs »Heated« benutzt sie das Wort »spaz« in verschiedenen Variationen, was auf Deutsch in etwa »abdrehen« oder »toben« bedeuten kann, aber auch als abwertender Begriff für Menschen mit Behinderung benutzt wird. Aktivisten hatten sich über die Wortwahl beschwert. »Das Wort, das nicht absichtlich in verletzender Weise benutzt wurde, wird ersetzt«, zitierten US-Medien nun eine Sprecherin von Beyoncé. Vor einigen Wochen hatte bereits die Sängerin Lizzo nach ähnlicher Kritik dasselbe Wort in ihrem Song »Grrrls« ersetzt.

Tippfehler des Tages, inzwischen korrigiert: Ihr drihen zehn Jahre Haft: Brittney Griner vor dem russischen Gericht. 

Cartoon des Tages: Fachkräftemangel

Illustration: Thomas Plaßmann


Und heute Abend?

Neben dem soeben erwähnten Song finden sich 15 weitere auf dem neuen Beyoncé-Album »Renaissance«, zu dem sich meine Kollegin Laura Ewert eine eindeutige Meinung gebildet hat : »Es ist wirklich sehr gut.« Die 28-fache Grammy-Gewinnerin Beyoncé zelebriere eine riesige Feier von Black Music in all ihren Facetten. Die nahtlosen Übergänge von einem Track zum nächsten seien Meisterwerke in Tanzführung. »Dieses Album wird den Dancefloor definieren«, schreibt Laura. Hier können Sie sich die erste Single-Auskopplung »Break My Soul« anhören; am besten, Sie räumen vorher Ihre Möbel zur Seite.

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Ihr Alexander Neubacher

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