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Grüne: Cem Özdemir kritisiert Pläne der EU-Kommission zur Steigerung der Getreideproduktion

Cem Özdemir


Foto: Sina Schuldt / dpa

Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas, doch durch den russischen Angriffskrieg ist ein großer Teil der Ernte bedroht – und damit auch die Lebensmittelversorgung vieler Länder weltweit. Innerhalb der EU wird nach Lösungen gesucht, um der Krise entgegenzuwirken. Ein Vorhaben der EU-Kommission stößt bei Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir jedoch auf Ablehnung: Der Grünenpolitiker hat die Ankündigung der EU-Kommission kritisiert, Umweltauflagen für Landwirte zu lockern, um die Getreideproduktion zu steigern.

»Anstatt selber die Verantwortung für eine nachhaltige Agrarpolitik zu übernehmen, schiebt die EU-Kommission die Mitgliedstaaten vors Loch«, sagte Özdemir der »Neuen Osnabrücker Zeitung« (NOZ, Montagausgabe). Die Kommission entziehe sich dem Missmut aus Teilen der Landwirtschaft über Nachhaltigkeitsziele und verlagere die Verantwortung.


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Özdemir mahnte, er könne Umweltauflagen nur dann lockern, wenn er an anderer Stelle verschärfe. Das müsse er nun genau prüfen.

Den vielfach geforderten Komplettverzicht auf die geplante Stilllegung von vier Prozent Ackerfläche sieht Özdemir indes skeptisch. Es gebe »deutlich größere Hebel, die Brüssel aber leider nicht gezogen hat«, sagte der Bundesminister.

Özdemir verwies darauf, dass auf 14 Prozent der Ackerfläche allein in Deutschland Pflanzen angebaut würden, die später in der Biospritproduktion verwendet würden. »Es gibt gerade keinen guten Grund für Getreide im Tank. Das muss runtergefahren werden«, forderte der Grünenpolitiker. Global gesehen könne ein möglicher Ausfall der Ukraine als Getreidelieferant allein dadurch mehrfach kompensiert werden.

Eine maßvolle Reduzierung der Tierbestände in Deutschland würde zudem dazu führen, dass »wir nicht mehr auf 60 Prozent der Anbaufläche für Getreide Futtermittel anbauen« müssten. Auch dazu erwarte er Vorschläge von der EU-Kommission, sagte Özdemir.


Am Freitagabend hatte die EU-Kommission erklärt, die sogenannte Fruchtfolgeregel auch im kommenden Jahr aussetzen zu wollen. Sie schreibt vor, dass in der EU normalerweise rund 1,5 Millionen Hektar Ackerland brachliegen müssen. Dies ist eine Fläche von der Größe Schleswig-Holsteins. Durch die Regelung sollen die Fruchtbarkeit des Bodens sowie die Natur geschützt werden.

Um den durch den Ukrainekrieg verursachten Mangel  an russischem und ukrainischem Getreide auszugleichen, hatte die Kommission bereits im März eine »vorübergehende« Ausnahme von der Fruchtfolgeregel für das Jahr 2022 erlaubt. Diese ermöglicht es Landwirten, auf eigentlich brachliegenden Flächen »Kulturpflanzen zu Ernährungszwecken« anzubauen. Die deutschen Agrarminister wollen laut »NOZ« bei ihrem Sondertreffen am Donnerstag über die Pläne der EU-Kommission für das kommende Jahr beraten.


asc/dpa

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