Der Bundestag wird im kommenden Jahr am Holocaust-Gedenktag erstmals auch queeren NS-Opfern gedenken. »Tatsächlich werden wir am 27. Januar 2023 bei der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus die Menschen in den Mittelpunkt stellen, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden«, sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) dem Berliner »Tagesspiegel«. Das habe das Präsidium bereits einstimmig beschlossen.
Ein offizielles Bundestagsgedenken an die NS-Opfer, die aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden, wird seit mehreren Jahren gefordert, eine entsprechende Petition von Unterzeichnern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Opferverbänden liegt seit 2018 vor. Bisher war das Bundestagspräsidium darauf nicht eingegangen.
LSVD begrüßt Schritt
Der Bundestag sei nun mitten in den Vorbereitungen für die Veranstaltung, sagte Bas. Eine endgültige Rednerliste gebe es noch nicht. »Es gibt bedauerlicherweise keine Überlebenden mehr, aber wir sind ganz eng in der Abstimmung, auch mit dem Lesben- und Schwulenverband Deutschlands«, sagte die Bundestagspräsidentin.
Für den Lesben- und Schwulenverband (LSVD) erklärte Vorstandsmitglied Henny Engels, bei der ersten Gedenkstunde zum Holocaust-Gedenktag 1996 habe der damalige Bundespräsident Roman Herzog auch Homosexuelle als Opfergruppe nationalsozialistischer Verfolgung genannt.
Eigens gedacht habe der Bundestag dieser Opfer bisher nicht. »Umso mehr begrüßen wir, dass das amtierende Bundestagspräsidium beschlossen hat, im kommenden Jahr diese Opfergruppe ins kollektive Gedächtnis zu rufen«, so Engels.