Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat die Forderung seiner Partei bekräftigt, das weitgehende Verbot von Fracking zur Förderung von Gasreserven in Deutschland aufzuheben. In einem Interview mit »ntv.de « warb der Finanzminister dafür, »nach Lagerstätten von eigenen Gas- und Ölvorkommen in Europa« zu suchen.
Erdgasgewinnung durch »Fracking überall« sei in Deutschland zwar keine Option, sagte Lindner. Aber es sei »sinnvoll und machbar«, Vorkommen in der Nordsee zu nutzen. Die FDP hatte angesichts der Energiekrise bereits im Juni eine Debatte über Fracking in Deutschland angeregt.
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Torsten Herbst, sagte damals, dass durch das Verfahren »unter modernen Sicherheitsstandards keine relevanten Umweltschäden« drohten. Die Partei verwies zudem darauf, dass bereits jetzt Fracking-Gas aus den USA importiert werde.
Fracking gilt als Gefahr fürs Grundwasser
Lindner äußerte sich nun ebenfalls positiv über die umstrittene Gewinnungsmethode: »Auch an Land wird es Situationen geben, wo die Nutzung unkonventioneller Gasvorkommen verantwortbar ist.« Beim Fracking wird in Erdschichten enthaltenes Erdgas mit Chemikalien und Druck extrahiert. Seit 2017 ist hierzulande die Ausbeutung von Gasvorkommen in Schiefer- und Kohleflözschichten verboten, weil dies als Gefährdung unter anderem für das Grundwasser gilt.
Insbesondere in den USA wird die Methode intensiv eingesetzt, was zu einem massiven Anstieg der dortigen Gasförderung geführt hat. Auch dort wird Fracking wegen der Umweltrisiken allerdings zunehmend kontrovers diskutiert.
Auch in der Debatte über eine mögliche Laufzeitverlängerung für die drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke mischte sich Lindner ein – und sprach sich für einen Weiterbetrieb aus. »Wir sollten in dieser Notsituation nicht zu wählerisch sein«, sagte er. Langfristig sei Kernkraft keine wirtschaftlich sinnvolle Option. »In der kurz- und mittelfristigen Perspektive gehört eine befristete Laufzeitverlängerung aber ernsthaft auf den Tisch.«
Die Bundesregierung war zuletzt von ihrem strikten Nein zu AKW-Laufzeitverlängerung abgerückt. Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte zuletzt auf eine zweite Stresstest-Berechnung bei der Energieversorgung verwiesen. Die erste Berechnung habe schon sehr verschärfte Annahmen unterstellt. »Aber dennoch, wir rechnen jetzt noch mal und entscheiden dann auf der Basis von klaren Fakten«, so die Sprecherin über einen möglichen Weiterbetrieb der AKW.