Das 9-Euro-Ticket hat seine Halbzeit gerade hinter sich, seit Juni und noch bis Ende August können Fahrgäste mit der Sonderfahrkarte kostengünstig den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen. Angesichts des nahenden Endes der Maßnahme wird nun bereits über mögliche Nachfolge diskutiert.
Einer der Vorschläge: Ein 365-Euro-Jahresticket, das für den gesamten ÖPNV in ganz Deutschland gilt. Für ein solches Modell hatte sich am Wochenende etwa CSU-Chef Markus Söder ausgesprochen. Die Verbraucherzentralen hatten unlängst ein 29-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, also in ähnlicher Größenordnung wie Söder. Die Verkehrsunternehmen hatten dagegen zuletzt ein entsprechendes Ticket für 69 Euro im Monat angeregt.
Städtebund für 365-Euro-Ticket, Landkreistag dagegen
Beim Städte- und Gemeindebund sieht man das 365-Euro-Ticket positiv. »Die Bürgerinnen und Bürger haben ein hohes Interesse, ohne Tarif-Dschungel Busse und Bahnen in ganz Deutschland nutzen zu können. Das zeigen auch die Erfahrungen des 9-Euro-Tickets«, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Auch das Beispiel Österreich zeigt, dass ein 365-Euro-Ticket auf hohe Akzeptanz stößt.«
Der Deutsche Landkreistag zeigte sich diesbezüglich skeptisch. »Von Vorschlägen zur Verlängerung des 9-Euro-Tickets und auch von Nachfolgemodellen wie einem 365-Euro-Jahresticket halte ich nichts«, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager (CDU) den Funke-Zeitungen. »Damit ist viel staatliches Geld verbrannt worden, das wirkungsvoller hätte in Taktung und Ausstattung investiert werden können.«
»Werden all das genau prüfen und evaluieren«
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) zeigte sich erfreut über die Vorschläge zu einer Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket, will sich aber weiter nicht auf eins der Nachfolgemodelle festlegen. »Wir werden all das genau prüfen und evaluieren, auch eigene Modelle durchrechnen und mit den Ländern beraten. Wir müssen uns genau anschauen, zu welchem Preis man ein solches Ticket deutschlandweit anbieten könnte«, sagte der Minister der Funke-Mediengruppe.
Ziel sei, den Tarif-Dschungel zu beseitigen und das ÖPNV-Angebot möglichst einfach und attraktiv zu gestalten. »Am Ende muss es natürlich auch in die Haushalte der Länder und des Bundes passen«, machte Wissing deutlich.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace betonte indes, ein sogenanntes Klimaticket, also ein dauerhaft vergünstigter ÖPNV, biete finanzielle und ökologische Vorteile. Es entlaste die von der Energiekrise getroffenen Haushalte spürbar und es bringe den Klimaschutz im Verkehr voran, sagte Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer.