Die israelische Botschaft in Deutschland hat dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk nach dessen kontroversen Interview-Aussagen eine Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen. Melnyk steht wegen Äußerungen über den früheren ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959) in der Kritik.
»Die Aussagen des ukrainischen Botschafters sind eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden«, erklärte die israelische Botschaft in Berlin auf Twitter. Melnyks Darlegungen »untergraben auch den mutigen Kampf des ukrainischen Volkes, nach demokratischen Werten und in Frieden zu leben«.
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter,
der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen
und wieder ausblenden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische Zivilisten ermordet wurden. Melnyk hatte den Anführer Bandera in einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz genommen und gesagt: »Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.« Dafür gebe es keine Belege.
Melnyk wurde für seine Äußerungen schon vielfach kritisiert. Der bekannte Pianist Igor Levit verurteilte den Ausschnitt auf Twitter als »Heuchelei«. Der ukrainische Botschafter verleugne einen Teil seiner Geschichte, argumentiert Levit. »Er spielt den Unwissenden. Was für eine Geschichtsverleugnung. Was für eine Geschichtsverklitterung.« Dann schiebt er nach: »Schämen Sie sich.«
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Twitter,
der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen
und wieder ausblenden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Auch die polnische Regierung empörte sich am Freitag über Melnyk. »So eine Auffassung und solche Worte sind absolut inakzeptabel«, sagte Vize-Außenminister Marcin Przydacz der Internetplattform Wirtualna Polska. Auf die Frage, ob Polen eine Entschuldigung von Melnyk erwarte, sagte Przydacz: »Uns interessiert mehr die Position der ukrainischen Regierung als die von Einzelpersonen.«
Das Außenministerium der Ukraine gab ebenfalls eine Stellungnahme ab – und distanzierte sich von Melnyks Äußerungen. »Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, die er in einem Interview mit einem deutschen Journalisten ausgedrückt hat, ist seine persönliche und gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wieder«, teilte die Behörde in der Nacht zum Freitag in einem auf Englisch verfassten Statement auf ihrer offiziellen Website mit.
Der Botschafter provoziert seit Längerem mit seiner Verehrung für den Nationalistenführer Bandera. Direkt nach seinem Amtsantritt im Jahr 2015 legte er Blumen an dessen Grab ab, nach Beginn des Ukrainekrieges teilte er auf Twitter gegen alle aus, die diese Heldenverehrung anprangerten.