Nach seiner Niederlage in der Abstimmung zum Vorsitz der Linken geht der Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann mit der neuen Spitze hart ins Gericht. »Persönliches Engagement wird hier mit Füßen getreten«, sagte er dem SPIEGEL am Rande des Parteitags in Erfurt. Er vermisse einen echten Dialog zwischen den Lagern der Partei, die neuen Vorsitzenden hätten bislang nicht das Gespräch mit ihm gesucht.
Pellmann hatte sich für einen Posten in der Doppelspitze der Partei beworben, aber nur knapp 32 Prozent der Delegiertenstimmen erhalten. Mit deutlicher Mehrheit gewählt wurde der Europapolitiker Martin Schirdewan, der künftig mit Janine Wissler die Parteispitze bildet.
Der sächsische Abgeordnete gilt als Gefolgsmann der früheren Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht, hatte sich aber gegen solche »Stempel« zuletzt verwehrt. Die parteiintern »Wagenknechte« genannte Gruppierung konnte sich in den Vorstandswahlen nicht durchsetzen, auch ihre Antragsänderung zur Russlandpolitik der Partei war am Samstag abgeschmettert worden.
Pellmann will über »persönliche Konsequenzen« nachdenken
»Das hier ist kein Aufbruch«, sagte Pellmann über den Parteitag. Die Strömungen in der Partei würden zu wenig gewürdigt. Seine Niederlage wolle er nun nutzen, um in den kommenden 14 Tagen über »persönliche Konsequenzen« und sein »weiteres Engagement in der Partei« nachzudenken.
Pellmann hatte vergangenen Herbst in Leipzig das dritte Direktmandat für die Linke geholt – und so seine Partei in den Bundestag gerettet. Nur wegen drei gewonnener Direktmandate zog die Linke damals erneut ein, obwohl sie bundesweit die Fünfprozenthürde verpasste. Einen Rückzug aus dem Bundestag schloss Pellmann gegenüber dem SPIEGEL jedoch weitestgehend aus, das sei nicht fair gegenüber den Menschen, die ihn gewählt haben.
Die Linke tagt noch bis Sonntagnachmittag in Erfurt, der Parteitag soll ein Neustart für die krisengebeutelte Partei werden . Neben einer Neuwahl der kompletten Parteiführung streiten die Genossinnen und Genossen über ihren zukünftigen Kurs und ihre Haltung im Ukrainekrieg und ihren Umgang mit Sexismus in der eigenen Partei.