Nach einem Fake-Telefonat eines vorgeblichen Vitali Klitschko mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben zwei weitere Rathäuser ähnliche Vorfälle gemeldet.
Giffey hatte bei einer Videoschalte am Freitag Zweifel bekommen, ob sie tatsächlich wie geplant mit Kiews Bürgermeister verbunden war. Das Gespräch endete dann vorzeitig. Die Senatskanzlei geht von einer digitalen Manipulation aus: »Allem Anschein nach war es ein Deepfake«, sagte eine Sprecherin dem SPIEGEL.
Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei ermittelt zu dem Vorfall.
In anderen europäischen Rathäusern hatte es ähnliche Vorfälle gegeben. In Madrid etwa wurde Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida bei dem Videotelefonat mit dem vorgeblichen Bürgermeister Klitschko schnell misstrauisch und brach das Gespräch ebenfalls ab, wie der Sprecher des Bürgermeisteramtes, Daniel Bardavío Colebrook, bestätigte. Es sei Anzeige wegen Vorspiegelung einer falschen Identität gegen Unbekannt erstattet und das Bürgermeisteramt in Kiew informiert worden.
Auch der Bürgermeister von Wien, Michael Ludwig, ist einem falschen Klitschko aufgesessen. Das bestätigte ein Sprecher des Bürgermeisters dem SPIEGEL. In Wien ist der Fake allerdings während des Gesprächs nicht aufgefallen. Ludwig selbst hatte noch bis Samstagmittag Inhalte des Gesprächs auf Twitter auf Deutsch und auf Englisch zusammengefasst. Die Tweets sind inzwischen gelöscht worden. »Es gab keine Indizien dafür, dass das Gespräch nicht mit einer realen Person geführt wurde u. es zu hinterfragen«, teilte die Stadt Wien weiter mit.
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Die »Bild« veröffentlichte ein Video, in dem Klitschko ebenfalls Aufklärung forderte. »Das ist kriminelle Energie. Es muss dringend ermittelt werden, wer dahintersteckt«, sagte der Kiewer Bürgermeister. »Bei mehreren Bürgermeistern in Europa hat sich ein falscher Klitschko gemeldet, der absurde Dinge von sich gegeben hat.«
Im Laufe des Gesprächs mit Giffey etwa sei es Angaben aus Berlin zufolge um Sozialleistungen gegangen, die die Ukrainer in Deutschland angeblich erschleichen würden – davon habe angeblich der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk gesprochen. Zudem habe ihr Gesprächspartner Giffey um Unterstützung gebeten, Männer wieder zurück in die Ukraine zu holen, damit sie dort kämpfen könnten.
Klitschko betonte, offizielle Gespräche könne es von nun an nur über offizielle Kanäle in Kiew geben. Für Gespräche auf Deutsch oder Englisch brauche er auch nie einen Übersetzer, fügte Klitschko als Tipp hinzu. Der Klitschko aus der Videoschalte habe Giffey zufolge zu Beginn des Gesprächs gefragt, ob das Gespräch auf Russisch mit Übersetzung stattfinden könne.