gien: Zehntausende protestieren in Tiflis fur EU-Beitritt //
Zehntausende Menschen haben in Georgien fur einen kunftigen EU-Beitritt des Landes demonstriert. Die Teilnehmer kritisieren ihre Regierung, da sich diese in ihren Augen nicht genug um eine Mitgliedschaft in der Europaischen Union bemuht. Georgien grenzt an den Suden Russlands. Die Proteste kommen auf, nachdem die EU-Kommission am vergangenen Freitag der Ukraine und ihrem Nachbarland Moldau eine Empfehlung fur einen EU-Beitritt ausgesprochen hat, Georgien dagegen erhielt nur eine Beitrittsperspektive. Alle drei Lander hatten nach der russischen Invasion in die Ukraine eine Aufnahme in die EU beantragt.
Mziko Gorui, Demonstrantin
>>Die EU steht fur Frieden, fur Gerechtigkeit, und ich kann nicht anders als hier zu stehen.<<
Mariam Koshadze, Demonstrantin
>>Wir wollen Freiheit, wir wollen bessere Bildung, wir wollen die Moglichkeit haben, all das zu bekommen, was andere junge Menschen in Europa auch haben.<<
Anton Kokaia, Demonstrant
>>Dies ist ein Moment, in dem wir endlich aus diesem Einflussbereich Russlands herauskommen konnen und in der Lage sein konnen, unsere Souveranitat und unsere Unabhangigkeit zu schutzen, in Europa.<<
Voraussetzung fur einen EU-Beitritt sind demokratische und rechtsstaatliche Reformen – diese gehen den Demonstranten in Tiflis zu langsam voran. Georgien hat es bislang nicht geschafft, autoritare Tendenzen, Korruption und Vetternwirtschaft komplett zu verdrangen. Viele sehen das Hauptproblem beim Ministerprasidenten Bidsina Iwanischwili.
Sergi Kapanadze, georgischer Politikwissenschaftler
>>Diese Regierung und dieses Land werden von einem Oligarchen gefuhrt, Herrn Iwanischwili, dessen Vermogen etwa ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts des Landes ausmacht. Und daher ist es kein Zufall, dass die Europaische Kommission das Wort >Entoligarchisierung< erwahnt. Ich denke, das ist der Grund. Weil diese Person an der Macht festhalten und sie halten will, um jeden Preis. Er will freie Medien besiegen, er will gegen die Opposition vorgehen und sie verhaften, und das alles ist nicht europaisch.<<
Georgien hat eine konflikttrachtige Vergangenheit mit Russland. Im Kaukasuskrieg 2008 waren russische Truppen auf georgisches Staatsgebiet vorgedrungen mit dem Ziel, die abtrunnigen Republiken Sudossetien und Abchasien zu annektieren. Nach funf Tagen konnte ein Waffenstillstand erzielt werden, 850 Menschen wurden bei dem Konflikt getotet. Erst Ende Mai hatte die Separatistenregion Sudossetien ein geplantes Referendum uber einen Beitritt Russlands wieder abgesagt. Georgien ist entschieden gegen einen Beitritt der Region zu Russland.
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