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Israel-Gegner bei der Documenta: »Judensau« der Neuzeit – Kommentar


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LISI NIESNER / REUTERS


Sollten Sie in den nächsten hundert Tagen zur Documenta nach Kassel fahren, können Sie dort Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt kennenlernen, Actionfilm-Regisseure aus Uganda, queere Siebdrucker aus Argentinien, Spanier, die eine Käsewährung erfunden haben. Ein Land jedoch scheinen die Ausstellungsmacher, ein indonesisches Kollektiv namens Ruangrupa, vergessen zu haben. Welche Künstler aus Israel sich auf der Documenta befinden, war kurz vor Eröffnung nicht herauszufinden. Vielleicht gibt es in Israel nicht so viele Künstler. Oder ist der Grund ein anderer?

Israel sei »das Apartheidsregime unserer Zeit«. »Wir rufen Regierungen dazu auf, Handel, Wirtschaft und Kulturbeziehungen zu beenden.« So steht es in einem Pamphlet vom letzten Jahr, das min­destens zwei Mitglieder der künstlerischen Leitung der Documenta unterschrieben haben. Ein Boykottaufruf, der einem bekannt vorkommt: Kauft nicht bei Juden.

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Man muss es leider so deutlich sagen: Deutschlands wichtigste Kunstschau, gefördert von der Bundesregierung, eröffnet vom Bundespräsidenten und der Kulturstaatsministerin, bezahlt aus Steuergeldern, wird mitgestaltet von Leuten, die der einzigen Demokratie im Nahen Osten feindselig gegenüberstehen. Sie sympathisieren offen mit der BDS-Bewegung (»Boycott, Divestment and Sanctions«), die in Teilen das Existenzrecht Israels infrage stellt. Der Bundestag hat vor drei Jahren mit großer Mehrheit einen Beschluss gefasst, wonach die Methoden der BDS-Szene als antisemitisch eingestuft werden. Etwa beim Pink-Floyd-Mitgründer Roger Waters, der behauptete, israelische Experten brächten US-Polizisten Techniken bei, mit denen man schwarze Menschen umbringen kann.

Entscheidende Figuren der deutschen Kulturpolitik sind aber offenbar der Ansicht, die BDS-Bewegung sei halb so schlimm. Grünenpolitikerin Claudia Roth, inzwischen die Documenta-Beauftragte der Bundesregierung, stimmte damals im Bundestag dem Beschluss nicht zu. Hortensia Völckers, künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes, kritisierte den Beschluss deutlich. Roth und Völckers argumentieren mit der Kunstfreiheit, die auch für Israelfeinde gelten müsse. Als ob es nicht die BDS-Leute sind, die ein ganzes Volk wegzensieren wollen.



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Der Bundesgerichtshof entschied diese Woche über ein Sandsteinrelief aus dem 13. Jahrhundert, die »Judensau« an der Stadtkirche Wittenberg, ein Schwein, an dem zwei Menschen mit Spitzhüten saugen. Ich musste an Roger Waters von Pink Floyd denken, der bei Konzerten ein Gummischwein mit einem Davidstern aufsteigen ließ, eine Judensau der Neuzeit. Wie sich die Bilder ähneln.

Die Judensau von Wittenberg darf laut Urteil bleiben, weil die Gemeinde ein Hinweisschild angebracht hat, das aus dem Schandmal ein Mahnmal macht. Ich bin gespannt, ob demnächst auch in Kassel über Erklärtafeln diskutiert werden muss.


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