Julia Bonk wurde einst als Deutschlands jüngste Abgeordnete und »sexy Sächsin« bekannt, dann zog sich die Linkenpolitikerin vor acht Jahren zurück. Nun plant die inzwischen promovierte Sozialwissenschaftlerin ihre Rückkehr. Die 36-Jährige will auf dem anstehenden Linkenparteitag Ende Juni für den Parteivorsitz kandidieren.
»Die Gesellschaft braucht eine starke Linke«, sagt Bonk. Das schließe die Wertschätzung von Arbeit und soziale Gerechtigkeit ebenso mit ein wie aktiven Klimaschutz. In der Linken tobt seit Jahren ein Richtungsstreit über die »richtige« linke Politik. Bonk hofft nun, die zerstrittenen Lager durch »fruchtbare« Gespräche zu versöhnen.
Um die Delegierten auf dem Parteitag von sich zu überzeugen, wolle sie sich »mit ihrer ganzen Biografie« der Partei zur Verfügung stellen. Bonk ist heute Mutter einer Dreijährigen, hat promoviert und zwei Bücher geschrieben. Sie war einst Landesschülersprecherin, zog dann mit 18 Jahren 2004 in den Sächsischen Landtag ein. Damals waren ihre Parteigenossen in Sachsen im Durchschnitt 68 Jahre alt.
»Schöner leben ohne Nazis«
An ihrem ersten Tag im Parlament trug Bonk aus Protest gegen die NPD ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck: »Schöner leben ohne Nazis.« Das Foto ging um die Welt, 87 Zeitungen zeigten den Auftritt.
Die »Bild«-Zeitung kürte sie zur »roten Julia« und »sexy Sächsin«, doch in ihrer Partei und darüber hinaus geriet sie rasch in die Kritik. Sie hatte unter anderem die Freigabe von Cannabis und Heroin gefordert und das Schwenken von Deutschlandfahnen zur WM 2006 scharf kritisiert. Von 2012 bis 2014 saß sie im Parteivorstand, dann zog sie sich überraschend zurück.
Gerüchte zu ihrem Rückzug wegen einer Drogenabhängigkeit und psychischer Probleme weist sie heute gegenüber dem SPIEGEL als »konstruiert« zurück. Sie spricht von einem Burn-out.