Es war eine von langer Hand geplante Aktion: Am 23. Juli 2017 entführte ein Kommando vietnamesischer Geheimdienst- und Botschaftsmitarbeiter ein Paar auf offener Straße in Berlin. Die Opfer waren der vietnamesische Staatsangehörige Xuan Thanh Trinh und seine Geliebte.
Nun ist die juristische Aufarbeitung des Entführungsfalles einen Schritt vorangekommen: Tschechien hat einen der mutmaßlichen Täter an Deutschland ausgeliefert, wie die Bundesanwaltschaft mitgeteilt hat. Gegen Anh T. L. besteht der dringende Verdacht der geheimdienstlichen Agententätigkeit und der Beihilfe zur Freiheitsberaubung.
Konkret soll Ahn T.L. die Opfer ausgespäht und eines der bei der Entführung benutzten Fahrzeuge gelenkt haben. Laut Bundesanwaltschaft wurde der Mann am Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchungshaft an.
Bereits 2018 war ein weiterer Vietnamese wegen Beteiligung an der Entführung vom Berliner Kammergericht zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Bundesregierung hatte die Tat damals scharf verurteilt. Das Auswärtige Amt sprach von einem präzedenzlosen und eklatanten Verstoß gegen deutsches Recht und gegen das Völkerrecht.
Entführungsopfer Trinh Xuan Thanh vor Gericht in Hanoi (Foto von 2018)
Foto: An Dang / VNA / AP
Das Entführungsopfer Xuan Thanh Trinh war nach Hanoi gebracht und dort zweimal zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Vietnamesische Ermittler hatten dem ehemaligen Parteifunktionär Korruption und finanzielle Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. Deshalb war er nach Deutschland geflüchtet und hatte Asyl beantragt; seine Affäre mit seiner Geliebten aus Hanoi setzte er fort.