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Texas und Waffengewalt in den USA: Die spinnen, die Amis! – Kolumne


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REUTERS


Es ist inzwischen eine gut einstudierte Routine, fast ein pawlowscher Reflex: Immer wenn sich ein neues Massaker in einer Kirche oder einer High School ereignet hat, geben führende Politiker der republikanischen Partei die folgende Erklärung ab: dass sie, erstens, in Gedanken bei den Angehörigen sind. Dass sie, zweitens, ganz, ganz intensive Gebete gen Himmel schicken. Und dass sie, drittens, den »Helden« von der Polizei und von den Rettungskräften vor Ort danken, die so schnell geholfen und womöglich noch Schlimmeres verhindert hätten. Diese drei erprobten Textbausteine als Reaktion auf Massenschießereien aller Art twitterte am vergangenen Dienstag auch Ted Cruz, der republikanische Senator von Texas. Zuvor hatte ein 18-Jähriger mit einem halbautomatischen Gewehr 21 Menschen an einer Grundschule umgebracht.

Auf die Idee, dass man sich all die Gedanken und Gebete für die Angehörigen womöglich sparen könnte, wenn deren Angehörige gar nicht erst ermordet worden wären, scheint man in Kreisen der Republikaner bislang nicht gekommen zu sein.

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Ted Cruz hat sich über die Jahrzehnte den Ruf des Ekelpakets redlich verdient, in Sachen Bigotterie und Scheinheiligkeit ist er selbst in Texas herausragend. Aber was Waffengesetze betrifft, befindet er sich im Einklang mit vielen seiner republikanischen Kollegen, die schärfere Regeln, etwa eine umfassende Überprüfung aller, die Waffen erwerben wollen, im US-Kongress kategorisch verhindern. Passend dazu twitterte Cruz’ Kollege Greg Abbott, der heutige Gouverneur von Texas, vor einigen Jahren: »Ich bin peinlich berührt. Texas ist die Nummer 2 des Landes beim Kauf neuer Waffen. Hinter KALIFORNIEN. Wir sollten uns mehr anstrengen, Texaner.« Ein solches Wild-West-Denken hat Folgen: im Jahr 2020 kamen in den USA rund 4300 Kinder und Jugendliche durch Schusswaffen ums Leben. Das macht den Tod durch Schusswaffen zur häufigsten Todesursache von jungen Menschen. Und das ist nicht weniger als der helle Wahnsinn.

In Texas, nicht allzu weit vom Ort des Massakers, findet an diesem Wochenende übrigens passenderweise das Jahrestreffen der National Rifle Association statt. In der Ein­ladung warb der mächtige Lobbyverband dafür, »ein Wochenende voller Freiheit für die ganze Familie zu erleben, während wir Freiheit, Feuerwaffen und den Zweiten Verfassungszusatz feiern«.

Wie, bitte schön, kann man sich von einem völlig pervertierten Freiheitsbegriff leiten lassen? Wie kann man sich von einer mächtigen Lobbyorganisation so korrumpieren lassen? Typisch Amerika! Die spinnen, die Amis!

So etwas kann es in Deutschland glücklicherweise nicht geben. Dass wir wegen eines falsch verstandenen Freiheitsverständnisses bis heute auf ein Tempolimit auf Autobahnen verzichten, muss hier mal unerwähnt bleiben. Es würde die ebenso klare wie selbstgerechte Botschaft dieser Kolumne nur unnötig verwässern.


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