schland: Ein Menstruationsgesetz ware auch hierzulande notig – Kolumne //
Uber ein Volksleiden, die fast die Halfte der Bevolkerung betrifft, redet hierzulande kaum jemand offen: Regelschmerzen. Auch ich wurde nie auf die Idee kommen, ein >>Wie geht’s?<>Frag besser nicht! Ich habe meine Tage<<, zu beantworten. Monatlich wiederkehrende Bauchkrampfe, Kopfschmerzattacken, Ubelkeit oder Stimmungsschwankungen sind Privatsache. Niemand wurde von Vater Staat Gerechtigkeit fur etwas verlangen, das Mutter Natur verbockt hat.
Raus aus der Arbeitsfalle
1,7 Milliarden Uberstunden haben die Deutschen im Jahr 2020 geleistet. Dabei ist erwiesen, dass zu viel Arbeit krank machen kann. Doch es gibt Mittel gegen den Burn-out.
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Ganz anders in Spanien Damit sich keine Spanierin vollgepumpt mit Schmerzmitteln an den Arbeitsplatz zwingt, sollen sich Frauen kunftig mit einem Attest vom Arzt drei Tage im Monat krankschreiben lassen durfen – auf Kosten des Staates . Tritt das Gesetz in Kraft, ware es ein Novum in Europa. Und konnte auch in anderen Landern zu einem weniger schamhaften Umgang mit Regelschmerzen fuhren.
Hier konnen Arbeitnehmerinnen zwar schon jetzt ihren Arzt bitten, sie bei akuten Schmerzen an den kritischen Tagen krankzuschreiben. Aber sei es aus typisch deutschem Pflichtbewusstsein, aus Angst vor dummen Spruchen oder aus der Erfahrung heraus, dass viele Schmerztabletten auch viel helfen, machen das nur wenige. Dabei qualen sich die meisten der gebarfahigen Frauen jeden Monat zeitweise mit Schmerzen durch den Tag. Das Zahnezusammenbeissen ist womoglich gesellschaftlich anerzogen. Ein Gesetz wie das in Spanien kann heftige Krampfe nicht abschaffen, aber dabei helfen, Tabus zu brechen und Rucksichtnahme zur Regel machen.
Warum der Staat ein Interesse daran haben sollte? Vielleicht, weil Menstruation eine biologische Voraussetzung dafur ist, dass regelmassig neue Steuerzahler und Steuerzahlerinnen nachwachsen. Schade, dass die Berliner Ampel nichts mit Spanien Vergleichbares plant. Massnahmen zur Enttabuisierung des weiblichen Zyklus sucht man im Koalitionsvertrag jedenfalls vergebens. Das Wort >>Periode<>Legislaturperiode<<.
Periodenlegislatur gab es zuletzt im Jahr 2019 unter Angela Merkel, als ihr Finanzminister Olaf Scholz die Mehrwertsteuer auf Monatshygieneartikel von 19 auf 7 Prozent senkte. Was einige Hersteller umgehend mit einer Preiserhohung beantworteten.
Es mag ein schwacher Trost sein, aber immerhin will Gesundheitsminister Karl Lauterbach noch dieses Jahr einen Gesetzentwurf zur Legalisierung von Cannabis vorlegen. Das in Hanf enthaltene THC macht Schmerzen haufig ertraglicher. Sollte die Ampel diese Legislaturperiode keine Massnahmen zur Enttabuisierung von Regelschmerzen auf den Weg bringen, konnte sie zumindest uberlegen, folgenden Passus ins Gesetz zur Cannabislegalisierung einzufugen: Arbeitnehmerinnen, die bis zu drei Tage im Monat high am Arbeitsplatz erscheinen, durfen dafur nicht mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen belangt werden.