e Thesen zum >>Tag des Sieges<>Mein Opa wurde stolz sein auf Putin<< //
Demo-Teilnehmerin
>>Mein Opa wurde stolz sein auf Putin.<<
Tag des Sieges in Berlin-Mitte. Hier treffen sich in Deutschland lebende Russinnen und Russen und ihre Unterstutzer zum sogenannten Rotarmisten-Gedachtnis-Aufzug. Eigentlich ein Tag der Erinnerung: Mit Fotos der Gross- oder sogar Urgrosseltern wird ganz individuell an Familienmitglieder erinnert, die gegen Nazi-Deutschland kampften. Sie werden das >>unsterbliche Regiment<< genannt.
Reporterin
>>Was meinen Sie, was wurde ihr Grossvater heute sagen zu dem Krieg, den Russland gegen die Ukraine fuhrt?<<
Demoteilnehmer
>>Es ist kein Krieg Russland gegen Ukraine. Wir sind Brudervolker, bin davon uberzeugt, ich bin selbst halb Ukrainer, und das ist nicht unser Krieg.<<
Reporterin
>>Wessen Krieg ist es denn?<<
Demoteilnehmer
>>Darf ich ehrlich sein? Der Krieg kommt von uber den Ozean. Washington. Und es ist geplant, die Gebrudervolker auseinanderzusetzen.<<
Verschworungstheorien haben Konjunktur an diesem 9. Mai: 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, wahrend wieder ein Angriffskrieg auf europaischen Boden gefuhrt wir – diesmal von russischer Seite.
Demoteilnehmerin
>>Ich kann Ihnen ein Video zeigen: Butscha, wie sie mit Seilen auf der Strasse Leichen ziehen, sprich, inszenieren, damit die Journalisten kommen.<<
Der volkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands stosst hier bei vielen auf Zustimmung.
Demoteilnehmer
>>Russland macht recht. Das ist meine Meinung. Ich lebe hier. Es ist mir egal was bei Russland passiert. Aber ich denke mal, Putin macht richtig.
Reporterin
>>Und warum meinen Sie das? Und was denken Sie uber die ganzen Kriegsverbrechen und Graueltaten?<<
Demoteilnehmer
>>Kriegsverbrechen sagen Sie falsch, nicht Verbrechen.<<
Reporterin
>>Meinen Sie, es gibt keine Kriegsverbrechen in Butscha oder Borodjanka oder Hostomel?<<
Demoteilnehmer
>>Ja, wie gesagt, Russland macht richtig, viele sagen das – und jeder versteht, was ich meine. <<
Zumindest scheinen es viele der Mit-Demonstranten zu verstehen. Die Putinsche Propaganda uber einen Krieg gegen den angeblichen Nazismus und Faschismus in der Ukraine fallt hier offenbar auf fruchtbaren Boden.
Demoteilnerhmerin
>>Ich glaube heute lauft das Gleiche ab wie 1945 hier in Berlin, praktisch das Gleiche lauft in der Ukraine ab.<<
Reporterin
>>Also glauben Sie, dass es heute einen Krieg gegen den Faschismus in der Ukraine gibt?
Demoteilnehmerin
>>Jawoll, Faschismus und Nationalismus und alles, was damals vor 77 Jahren abgelaufen ist, ist praktisch heute wiederholt.<<
Die Berliner Polizei hat die Aufgabe, an dem Gedenkort >>jede Konfrontation zu verhindern<<. Fur die Veranstaltung gelten strenge Auflagen was das Tragen von Abzeichen und Flaggen betrifft. Wer dagegen verstosst, wird wegeskortiert. Nicht immer wird ganz klar, was der Grund ist – aber die Berliner Polizei greift durch.
>>Was ist mit ihr? Sie hat provoziert!<<
Die Fotografin muss gehen. Und auch diejenigen, die an diesem Tag GEGEN den russischen Angriffskrieg auf die Strasse gehen, bekommen die strenge Linie der Berliner Polizei zu spuren – wie die Teilnehmer dieser Antikriegsdemonstration.
Organisatorin Initiative Demokrati-JA
>>Wir wollten Denkmal besuchen, wurden von Polizei gestoppt…mir wurde gesagt, dass mein Schild eine ukrainische Fahne darstellt und hiermit bekommen wir einen Verweis.<<
Die Initiative Demokratija, auch sie gebildet von Russen, die in Deutschland leben, will der Mischung aus Putin-Kult und Geschichtskitsch offentlich etwas entgegensetzen – und eine andere Erinnerungskultur pflegen.
Organisatorin Initiative Demokrati-JA
>>Wir wollen zeigen, dass es in diesen Zeiten ja gar nicht anders geht, als an diesem Tag auch an den Ukrainekrieg zu denken. Denn der Krieg lauft ja immer noch. Es ist einfach sehr schlimm, was dort passiert und es ist eine Schande, dass russische Staatsburger das Relativieren oder gar behaupten, Ukraine habe provoziert oder die Nato sei an Allem Schuld.<<
Insgesamt 17 Demonstrationen waren an diesem 9. Mai in ganz Berlin angemeldet. Ausschreitungen meldete die Polizei bis zum Abend nicht.