r die vielen Stimmen fur die CDU kamen //
Selten wurde ein Wahlsieger so euphorisch empfangen wie Daniel Gunther auf der CDU-Wahlparty in Kiel: Mehr als 43 Prozent fur die Christdemokraten bedeuten das beste Ergebnis der Partei in Schleswig-Holstein seit den Achtzigerjahren. Klare Verliererin des Abends ist die SPD.
Eine erste Analyse zur Wahlerwanderung von Infratest dimap zeigt, wie der Erfolg der CDU zustande kam – und wem die Christdemokraten Wahlerinnen und Wahler abjagten. Das Wahlforschungsinstitut erstellt die Wanderung auf Grundlage eigener Befragungen, des vorlaufigen Endergebnisses sowie weiterer amtlicher Statistiken. Die Werte sind eine grobe Schatzung, wie viele Wahlerinnen und Wahler eine Partei im Vergleich zur vorherigen Wahl halten konnte und wie viele zu und von anderen Parteien ab- oder zugewandert sind.
Laut der Auswertung konnte die CDU aus nahezu allen Lagern Wahler gewinnen – am meisten von den Sozialdemokraten: Die Christdemokraten nahmen der SPD 62.000 Stimmen ab. Die CDU konnte auch auf Kosten der bisherigen Koalitionspartner FDP und Grune zulegen. Zum Erfolg der CDU trug zudem bei, dass 17.000 Personen, die 2017 nicht gewahlt hatten, nun fur die Partei des Ministerprasidenten stimmten.
Der SSW konnte am Wahlabend einen bemerkenswerten Erfolg verbuchen. Er gewann aus allen Lagern Stimmen dazu, mit 16.000 Stimmen am meisten von der SPD. Auch jeweils 5000 Stimmen, die den Grunen und der FDP abgejagt wurden, trugen massgeblich zum guten Ergebnis bei.
Bitter ist der Ausgang des Abends fur Thomas Losse-Muller. Seine SPD verlor fast an die gesamte politische Konkurrenz Stimmen. Neben der Union profitierten davon vor allem die Grunen – 36.000 Stimmen verlor die SPD an sie, 16.000 an den Sudschleswigschen Wahlerverband SSW. 28.000 Personen, die 2017 noch fur die SPD gestimmt hatten, gingen dieses Mal nicht zur Wahl. Ahnlich wie der SPD erging es auch der FDP, die ebenfalls an fast alle Lager Stimmen verlor. Nur gegenuber der AfD ist die Bilanz der Liberalen mit 6000 gewonnenen Stimmen positiv.
Die AfD, hochstwahrscheinlich im neuen Landtag nicht mehr vertreten, verlor am meisten Stimmen an die CDU. 7000 Menschen, die 2017 noch fur die AfD stimmten, wahlten nun die Christdemokraten. 6000 einstige AfD-Wahler blieben der Wahl nun fern, weitere 6000 Stimmen wanderten zur FDP ab.
CDU in der Gruppe U70 besonders stark
Die Auswertung nach Altersgruppen zeigt, dass die CDU besonders bei Alteren punkten konnte. 55 Prozent der Menschen ab 70 stimmten fur Gunthers Partei. Mit sinkendem Alter schrumpft der Stimmenanteil der CDU. Bei den Jungen liegen die Grunen vorn: Sie erhielten in der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren ein Viertel der Stimmen. Auch die FDP erzielt ihr starkstes Ergebnis in der jungsten Altersgruppe.
Konservative punkten besonders bei Menschen mit einfachem Bildungsgrad
Zudem zeigt die Analyse, dass die CDU besonders stark bei Menschen mit einfacher Bildung punktete. In dieser Wahlergruppe gewann die Partei die Halfte der Stimmen, ein weiteres knappes Viertel dieser Stimmen ging an die SPD. Aber auch bei den Personen mit hoher Bildung ist die CDU starkste Kraft.
Bemerkenswert ist, dass es den Grunen auch in Schleswig-Holstein nicht gelungen ist, Menschen mit niedriger Bildung zu erreichen: Nur sechs Prozent aus dieser Wahlergruppe stimmten fur die Okopartei. Bei Personen mit hohem Bildungsgrad ist die Partei dagegen zweitstarkste Kraft.
Kaum Unterschiede beim Wahlverhalten nach Geschlecht
Das Wahlverhalten von Frauen und Mannern unterschied sich kaum.
Die Grunen schneiden bei Frauen etwas besser ab als bei Mannern, bei der AfD ist es umgekehrt. Dieser Trend war auch schon bei vergangenen Wahlen zu beobachten.