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Ukraine-Krieg: Deutschland schickt Panzerhaubitzen an die Ukraine

Die Bundesregierung sendet sieben Panzerhaubitzen 2000 in die Ukraine, die Ausbildung erster Soldaten soll in der kommenden Woche beginnen. Und sie soll rasch abgeschlossen werden.

Panzerhaubitzen 2000 auf dem Truppenübungsplatz in Munster (2009)


Foto:

Maurizio Gambarini / dpa


Deutschland wird der Ukraine sieben Panzerhaubitzen 2000 liefern. Dazu sei eine Übereinkunft erzielt worden, sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Freitag in Sliac in der Slowakei. Die Waffensysteme sollten aus einer laufenden Instandsetzung kommen und damit der Bundeswehr nicht unmittelbar fehlen.

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Zu den Haubitzen solle eine Ausbildung angeboten werden. Schon kommende Woche sollen die ersten 20 Soldaten ausgebildet werden. Die Ausbildung soll etwa 40 Tage dauern, könnte aber auch schneller abgeschlossen werden.

Die SPD-Politikerin besuchte in dem an die Ukraine grenzenden Land deutsche Soldaten, die mit dem Flugabwehrsystem Patriot zur Verstärkung an die Nato-Ostflanke verlegt wurden.

Die Entscheidung zur Lieferung kam nach längeren Verhandlungen innerhalb der Bundesregierung zustande. Bereits am 19. April hatte sich der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra per Brief an seine deutsche Kollegin Annalena Baerbock gewandt und gefragt, ob Deutschland dem Nato-Partnerland für eine geplante Lieferung von fünf Haubitzen aus holländischen Beständen helfen könne.

Knapp eine Woche wurde die Frage in Berlin im Sicherheitskabinett beraten. Dabei kam zum ersten Mal die Frage auf, ob Deutschland nicht auch Haubitzen liefern könne und man mit den Niederländern ein Paket schnüren solle. Zunächst hatte die Bundeswehr dies abgelehnt, da die Truppe derzeit nach SPIEGEL-Informationen derzeit nur über 57 einsatzbereite Haubitzen-Systeme verfügt.

Hinter den Kulissen wurde daraufhin hektisch weiter geplant. Zum einen sprach die Bundesregierung mit Italien und fragte, ob die italienische Armee Panzerhaubitzen abgeben oder verkaufen könnte. Parallel prüfte die Bundeswehr die eigenen Bestände und fand heraus, dass sich gleich mehrere Haubitzen in der Instandsetzung befinden. Das Auswärtige Amt schickte Staatssekretär Andreas Michaelis nach Den Haag, um die Details des Paket-Deals zu klären.

Da die Ukraine bei weiteren Gesprächen meldete, dass die dortigen Artillerie-Feuereinheiten eigentlich mit 24 Haubitzen bestückt sind und man allein mit den fünf Systemen aus den Niederlanden nicht viel anfangen könne, einigte sich die Bundesregierung in den letzten Tagen, das niederländische Angebot um sieben deutsche Systeme aufzustocken um auf die Gesamtzahl 12 zu kommen.

Die Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriesystem mit einer Kanone auf einem Kettenfahrzeug – und ähnelt damit einem Panzer. Der Bundestag hatte Ende März eine Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gefordert und dazu einen gemeinsamen Antrag von Union sowie den regierenden Ampelparteien beschlossen. Lambrecht hatte auch eine Lieferung von Flugabwehrpanzern Gepard in Aussicht gestellt, von dem der Hersteller KMW noch 50 Stück in den Beständen hat. Die Lieferung schwerer Waffen war lange umstritten.

Mit Standardmunition erreicht die Panzerhaubitze Schussentfernungen von 30 Kilometer, mit reichweitengesteigerter Munition sind 40 Kilometer möglich, wie die Bundeswehr schreibt. Die Geschützbesatzung kann demnach bis zu sechs Granaten so abfeuern, dass diese gleichzeitig einschlagen. Festgestellt wird: »Die Panzerhaubitze 2000 ist eines der modernsten Artilleriegeschütze weltweit. Ihre Stärke liegt in ihrer Präzision und in ihrer großen Kampfentfernung.«

Mit Haubitzen schickt Deutschland Munitionspaket

Die Bundeswehr wird mit den Haubitzen auch ein Munitionspaket an die Ukraine liefern. Zudem ist das Ministerium mit der Industrie im Gespräch, damit diese weitere 155-Millimeter-Geschosse herstellt. Aus dem Ministerium hieß es zudem, dass die USA bereits 155-Millimeter-Munition für anderen Haubitzen an die Ukraine geliefert habe, die auch von den deutschen Systemen verschossen werden können.

Aus Militärkreisen waren intern auch Bedenken gegen eine Übergabe des Waffensystems aus eigenen Beständen angemeldet worden. Es wurden Bündnisverpflichtungen und die befürchtete Einschränkung der eigenen Kampffähigkeit angeführt. Befürworter einer Lieferung verwiesen darauf, dass in der Ukraine Gefechte gegen russische Angreifer liefen, bei denen sich die künftige Ordnung in Europa wesentlich entscheiden könne und ein Sieg der russischen Streitkräfte deswegen verhindert werden müsse.


Zur Abschreckung hatte die Bundeswehr bereits sechs ihrer Panzerhaubitzen 2000 nach Litauen gebracht, wo sie den von Deutschland geführten Nato-Gefechtsverband verstärken.


mfh/mgb/dpa

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