navirus in Deutschland: Letzte strengere Schutzregeln enden //
Nach dem Ende der meisten staatlichen Coronaauflagen in Deutschland fallen auch die letzten noch strengeren Vorgaben in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern weg. Der Senat der Hansestadt und das Kabinett in Schwerin beschlossen am Dienstag, weitergehende Schutzregeln wie zusatzliche Maskenpflichten zu beenden. Beide Lander hatten fur mehrere Wochen als bundesweit einzige eine umstrittene Hotspot-Klausel fur Regionen mit kritischer Pandemielage genutzt. Bei den amtlichen Zahlen der Neuinfektionen in Deutschland gibt es nach den Osterfeiertagen weiter starke Schwankungen. Mit dem Verzicht auf Tests in Schulen drohen aus Expertensicht weitere Unscharfen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gab bei der Sieben-Tage-Inzidenz einen deutlichen Anstieg auf 909,1 an – nach 790,8 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen am Vortag. Allerdings weist das nicht unbedingt auf eine verscharfte Infektionslage hin. Vor einer Woche hatte der Wert bei 669,9 gelegen, vor einem Monat bei 1758,4.
Vermutlich ist der starke Anstieg jetzt unter anderem eine Folge der Ostertage. Um Feiertage herum traten immer erhebliche Schwankungen aufgrund eines ganzlich geanderten Meldeverhaltens auf, sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. Da an Feiertagen weniger Infektionen an das RKI ubermittelt werden, gehen Fallzahlen und Inzidenz zunachst zuruck. Nachmeldungen und der Wegfall der meldeschwachen Tage aus der Sieben-Tage-Betrachtung fuhren dann zu einem Anstieg.
Lauterbach mahnt, es werde noch mehrere Wellen geben
Generell melden einzelne Lander nicht an jedem Tag der Woche Daten, Experten gehen zudem seit Langerem von vielen nicht vom RKI erfassten Fallen aus – wegen uberlasteter Gesundheitsamter und weil nicht alle Infizierten PCR-Tests machen. Nur diese zahlen aber in der Statistik. Die Interpretation des Infektionsgeschehens durfte in Zukunft nicht einfacher werden. Man habe es mit einer zunehmend unsicheren Datenbasis zu tun, meinte Epidemiologe Zeeb. >>Demnachst fallen die Tests in Schulen weg, und die Dunkelziffer bleibt substanziell.<<
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bekraftigte, die Pandemie sei leider nicht vorbei. Es werde noch mehrere Wellen geben. Da die Einfuhrung einer allgemeinen Impfpflicht nicht gelungen sei, zeichne sich im Herbst auch wieder eine schwierigere Situation ab. Bundesweit gilt vorerst weiterhin Maskenpflicht in Fernzugen und Flugzeugen. Unabhangig von staatlichen Vorgaben gibt es vielerorts etwa in Kultureinrichtungen auch weiter Schutzregeln mit Maskenpflichten.
In Mecklenburg-Vorpommern entfallen ab diesem Donnerstag die letzten weitergehenden Beschrankungen nach der Hotspot-Regel – etwa 2G plus in Diskotheken und die Maskenpflicht in Theatern, Kinos und Museen. Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts war die Maskenpflicht beim Einkaufen bereits gefallen.
Kunftig gilt auch im Nordosten der Basisschutz, den das Bundesinfektionsschutzgesetz vorsieht – etwa Maskenpflicht in Bussen, Bahnen, Kliniken, Praxen und Pflegeheimen. Der Landtag hatte am 24. Marz ganz Mecklenburg-Vorpommern zum Hotspot erklart. Das erlaubte es, damals geltende Beschrankungen zu behalten.
Fur Hamburg sagte der Erste Burgermeister Peter Tschentscher (SPD), es gebe keinen Anlass mehr, die Sondersituation zu verlangern. Damit entfallen zum 1. Mai die Maskenpflicht in Innenraumen und im Einzelhandel und die 2G-plus-Zugangsregel bei Tanzveranstaltungen. Es bleibt noch eine FFP2-Maskenpflicht im offentlichen Nahverkehr und bei vulnerablen Gruppen. Tschentscher begrundete den Schritt mit der guten Entwicklung und dem Ruckgang der Coronapatienten in Kliniken.