iererin Le Pen feiert Ergebnis als >>strahlenden Sieg<< //
Marine Le Pen hat die franzosische Prasidentschaftswahl ersten Hochrechnungen nach verloren. Amtsinhaber Emmanuel Macron kommt auf 57 bis 58 Prozent der Stimmen, Le Pen auf 42 bis 43 Prozent. Le Pen gab sich in einer ersten Ansprache kampferisch und richtete ihr Augenmerk auf die franzosischen Parlamentswahlen im Juni.
Das Ergebnis sei ein >>strahlender Sieg<< sagte Le Pen in Anspielung auf das Ergebnis vor funf Jahren. Damals hatte sie mit knapp 34 Prozent gegen Macron verloren. >>Wir sind entschiedener denn je, die Franzosen zu verteidigen<>Dieses Ergebnis ist ein Zeugnis fur das grosse Misstrauen des franzosischen Volkes ihnen gegenuber.<>Ich habe heute keinen Groll.<<
Le Pen am Wahlabend
Foto: Michel Euler / AP
Das Spiel sei noch nicht vorbei, sagte Le Pen zu ihren Anhangern. Heute Abend beginne die grosse Schlacht um die Parlamentswahlen. Ihre Partei Rassemblement National sei offen fur alle, die sich gegen Emmanuel Macron verbunden wollten. Das Ergebnis zeige ein >>grosses Misstrauen des Volkes<<, betonte sie.
Die EU hatte die Wahl angespannt beobachtet. Le Pen steht fur rechtsextreme, nationalistische Forderungen, auch wenn sie sich im Wahlkampf um ein gemassigteres und burgerliches Bild bemuht hatte. Bei einem Wahlsieg ware sie auf Konfrontationskurs zur EU gegangen, im Wahlkampf hatte sie versprochen, nationales Recht uber EU-Recht zu stellen und Vertrage nachzuverhandeln. Die Zusammenarbeit mit Deutschland stellte sie offen infrage.
>>Das Land ist gespaltener als je zuvor<<
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Auch der dritte des ersten Wahlgangs, Linkspopulist Jean-Luc Melenchon, trat am Abend vor die Kameras – noch bevor Wahlgewinner Emmanuel Macron sich ausserte. Macrons Sieg sei eine >>gute Nachricht fur die Einheit unseres Landes<>Eine andere Welt ist noch moglich<<, sagte er mit Blick auf die Wahlen im Juni. Melenchon hatte vor dem zweiten Wahlgang dazu aufgerufen, nicht fur Le Pen zu stimmen. Einen dezidierten Aufruf, Macron zu wahlen, platzierte er nicht.
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Der gescheiterte grune Prasidentschaftskandidat Yannick Jadot ausserte sich erleichtert. >>Danke an alle, die einen Damm gegen die extreme Rechte errichtet haben<>Das Schlimmste ist verhindert worden, aber das Land ist gespaltener als je zuvor.<<
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Der rechtsextreme Ex-Prasidentschaftskandidat Eric Zemmour rief zu einer Koalition der Nationalisten auf. >>Wir mussen die Streitereien vergessen und uns zusammenschliessen<>Es ist das achte Mal, dass der Name Le Pen sich mit einer Niederlage verbindet<<, sagte Zemmour. Er spielte auf die zahlreichen Prasidentschaftskandidaturen Marine Le Pens und ihres Vaters, Jean-Marie Le Pen, an. Zemmour lag in den Umfragen zu Beginn des Wahlkampfs gut im Rennen. Zeitweise hatte er Le Pen uberholt. Am Ende war Zemmour im ersten Wahlgang aber mit nur sieben Prozent auf dem vierten Platz gelandet.
Jean-Luc Melenchon bei der Stimmenabgabe
Foto by CHRISTOPHE SIMON/AFP
EU-Spitzen gratulieren Macron
Zahlreiche europaische Politikerinnen und Politiker gratulierten Macron zu seinem Ergebnis.
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>>In diesen sturmischen Zeiten brauchen wir ein starkes Europa und ein Frankreich, das sich voll und ganz fur eine souveranere und strategischere Europaische Union einsetzt<<, schrieb EU-Ratsprasident Charles Michel. Die EU konne nun funf weitere Jahre auf Frankreich zahlen.
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EU-Kommissionsprasidentin Ursula von der Leyen betonte, sie freue sich auf die Fortsetzung der >>ausgezeichneten Zusammenarbeit<>Gemeinsam werden wir Frankreich und Europa voranbringen<<, schrieb sie.
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Europaparlaments-Prasidentin Roberta Metsola betonte mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, die Kooperation mit Frankreich sei wichtig, >>um den Herausforderungen einer zunehmend unsicheren und beunruhigenden Welt zu begegnen<<.
Ozdemir >>fallt ein Stein vom Herzen<<
Auch deutsche Spitzenpolitiker ausserten sich zu Macrons Sieg.
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Bundeskanzler Olaf Scholz gratulierte auf Twitter. >>Deine Wahlerinnen und Wahler haben heute auch ein starkes Bekenntnis zu Europa gesendet<>Ich freue mich, dass wir unsere gute Zusammenarbeit fortsetzen!<<
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>>Sicher fallt gerade nicht nur mir ein Stein vom Herzen<<, twitterte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Ozdemir (Grune).
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Der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner sprach von einer >>Richtungswahl<>Es ging um grundsatzliche Wertefragen<>Entschieden haben sich die Franzosinnen und Franzosen fur Macron. Damit ist das vereinte Europa die grosste Gewinnerin dieser Wahl.<<
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CDU-Chef Friedrich Merz erklarte auf dem gleichen Wege, auch Europa habe heute gewonnen. >>Jetzt ist ein neuer Anlauf fur deutsch-franzosische Zusammenarbeit moglich und notig!<<
Johnson nennt Frankreich >>einen unserer wichtigsten Verbundeten<<
Der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete Frankreich nach Macrons Wahlsieg als engen Partner seines Landes. >>Ich gratuliere zur Wiederwahl als Prasident Frankreichs, Emmanuel Macron<>Frankreich ist einer unserer engsten und wichtigsten Verbundeten. Ich freue mich darauf, weiterhin gemeinsam an den Themen zu arbeiten, die unseren beiden Landern und der Welt am wichtigsten sind.<<
Vor der Wahl hatten sich die britischen Regierungsvertreter mit Empfehlungen oder Kommentaren zu den Kandidaten der Frankreich-Wahl zuruckgehalten. Offene Unterstutzung fur die EU-kritische Marine Le Pen hatte es aus der Tory-Partei nicht gegeben.