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News: Mariupol, Ukraine, FDP, Brunsbüttel, Manuela Schwesig, FC Bayern München

Liebe Leserin, lieber Leser, guten Morgen,

heute geht es um einen höllischen Ort, um den Parteitag der FDP, noch einmal um Brunsbüttel, um Rekordmeister und um Manuela Schwesig.

Ausradierte Städte

Die Menschheit produziert unaufhörlich höllische Orte, einer der aktuell schlimmsten ist Mariupol in der Ukraine. Oft sind es belagerte oder ausradierte Städte, die in die Geschichte eingehen, Troja (als literarischer Ort), Karthago, Magdeburg (im Dreißigjährigen Krieg), Löwen, Stalingrad, Hiroshima, Aleppo und viele mehr. In der Stadt ist das Leben verdichtet und damit im Kriegsfall auch das Leiden und Sterben.

Niemand weiß, was im Stahlwerk von Mariupol geschieht, wie die Menschen dort leben, die Soldaten und Zivilisten, unter Beschuss, abgeschnitten von jeder Versorgung. Es gibt kaum Kommunikation mit diesen Leuten, man kann es sich nur vorstellen und wahrscheinlich nicht einmal das. Angst, Hunger, Schmerz. Von der Welt im Stich gelassen, keine Rettung in Sicht.

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Zerstörung in Mariupol


Foto: ALEXANDER ERMOCHENKO / REUTERS

Ich habe noch mal in zwei Büchern über Stalingrad gelesen, in Wassili Grossmans Roman »Leben und Schicksal« und Antony Beevors Sachbuch »Stalingrad«. Es war eine andere Situation, die Aggressoren waren eingekesselt, nicht die Verteidiger ihrer Heimat wie in Mariupol. Und damals trafen zwei riesige Armeen aufeinander, die Dimensionen waren größer. Aber auch in Stalingrad war eine Fabrik besonders umkämpft, das Traktorenwerk.

Und das Leid für den Einzelnen wird ähnlich gewesen sein, die Hoffnungslosigkeit. Stellvertretend dafür ein Zitat aus dem Brief eines Soldaten in Stalingrad an seine Frau: »Das einzige, was mir geblieben ist, sind meine Gedanken an dich. Alles andere ist mir egal. An dich zu denken bricht mir das Herz.« Er konnte den Brief nicht mehr abschicken.

Mehr Nachrichten und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier:

  • Das geschah in der Nacht: Wolodymyr Selenskyj ruft seine Bürger zum Widerstand auf. US-Außenminister Blinken sichert der Ukraine weitere Unterstützung zu. Und: Russland meldet einen Toten und Vermisste nach Untergang der »Moskwa«. Der Überblick.

  • »Gebt uns einfach diese Waffen, wir bringen sie effektiv zum Einsatz«: Oleksij Arestowitsch ist Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Hier erläutert er, welche Waffen die Ukraine aus Deutschland braucht – und warum sie in der neuen Phase des Kriegs so wichtig sind.

  • Uno-Generalsekretär Guterres wird auch nach Kiew reisen: Die Vereinten Nationen haben einen Besuch von Generalsekretär António Guterres in der Ukraine angekündigt. Es steht auch ein Treffen mit Wolodymyr Selenskyj auf dem Programm. Zuvor reist der Uno-Chef nach Moskau.

  • So kämpft die Ukraine gegen die russische Übermacht: »Wie eine Walze«: Die Kremltruppen beginnen im Donbass die zweite, noch brutalere Phase ihrer Invasion. Ukrainische Soldaten und ein Heer von Freiwilligen stemmen sich dagegen. Die Frage ist: Wie lange halten sie den Angriffen stand?

Nicht mehr Problempartei

Heute beginnt in Berlin der Bundesparteitag der FDP, ohne den Vorsitzenden Christian Lindner in Leibhaftigkeit. Der wird aus den USA zugeschaltet, wo er eine Corona-Quarantäne absitzt.

Die FDP war eigentlich dazu prädestiniert, Außenseiter und Buhmann der Ampelkoalition zu werden, da sich Sozialdemokraten und Grüne habituell und programmatisch näher schienen. Zunächst füllten die Liberalen diese Rolle herzhaft aus und setzten zum Ärger von vielen Lockerungen bei der Coronapolitik durch.


Christian Lindner

Christian Lindner


Foto: Fabian Sommer / dpa

Inzwischen hat die FDP den Titel der Problempartei an die SPD abgegeben. Die muss sich für ihre russlandfreundliche Geschichte rechtfertigen, obendrein für Scholz’ Zurückhaltung bei Waffenexporten und Energieboykotten. Dieses Problem will die FDP auf dem Parteitag noch verstärken, indem sie für den Export schwerer Waffen in die Ukraine aufruft.

Hartnäckiges Dilemma

Gestern hatte ich an dieser Stelle gefragt, ob jemand eine Idee hat, wie man aus dem Brunsbüttel-Dilemma herauskommt: Das dort geplante LNG-Terminal soll Deutschland helfen, von russischen Gaslieferungen unabhängig zu werden. Andererseits trägt es zum Klimawandel bei, weil Erdgas nicht gerade klimafreundlich ist. Die Ratlosigkeit scheint insgesamt groß zu sein. Nur zwei Leser haben Ideen geschickt.

Einer nannte »zwei Schlagwörter«: Energiespeicher und Gezeitenkraftwerke.

Ein anderer schrieb: »Über das LNG-Terminal, das in Brunsbüttel gebaut werden soll, kann verflüssigtes Methan entladen und in das Erdgasnetz eingespeist werden. Das gilt sowohl für Methan, das aus fossilen Quellen stammt und ›Erdgas‹ genannt wird, als auch für grünes Methan, das z.B. in den sonnen- oder windreichen Regionen der Erde synthetisch hergestellt werden könnte. Bei dem Bau des LNG-Terminals handelt es sich also um eine Infrastrukturmaßnahme, die durchaus den Klimaschutz unterstützten könnte und nicht im Widerspruch dazu stehen muss, von russischem Erdgas unabhängig zu werden.

Ich würde mir sehr wünschen, wenn parallel zu dem Bau des LNG-Terminals auch Projekte initiiert werden, um dieses grüne Methan herzustellen. Als Unterstützer wäre ich mit dabei und könnte z.B. meinen privaten Verbrauch mit solchem grünen und leider auch teurerem Methan decken.«

Tafea F.C. liegt vor Bayern München

Heute könnte es passieren. Bayern München wird Deutscher Meister, zum zehnten Mal hintereinander. Dafür müsste der Titelverteidiger Borussia Dortmund schlagen. Sollte das nicht gelingen, wird Bayern in der nächsten Woche Meister oder in der übernächsten. Es wird passieren.

Für mich als Fan der Bayern ist das natürlich ein Grund zur Freude (der Sekt steht kalt), die aber nicht ungetrübt ist. Zehnmal hintereinander ist zu viel, ist langweilig. Zehnmal hintereinander hat es auch der BFC Dynamo in der DDR geschafft, der Klub, der von der Stasi unterstützt wurde. Den Bayern hilft eher das viele Geld, aber damit muss man auch umgehen können. Sie können das.


Meisterfeier des FC Bayern im Jahr 2018

Meisterfeier des FC Bayern im Jahr 2018


Foto: Tobias Hase/ dpa

Borussia Dortmund oder Schalke 04 haben mit ihren vielen Fans und den großen Stadien ähnlich gute Voraussetzungen wie die Bayern, waren schon dicht dran, fielen aber wieder zurück. Es ist ihre Aufgabe, die Dominanz zu brechen. Sonst werden die Bayern auch noch Serienlandesmeisterweltmeister. Das ist derzeit Tafea F.C., ein Klub auf der Pazifikinsel Vanuatu, der 15-mal hintereinander den Titel holte.

Insgesamt gilt mehr oder weniger: Je länger die Serien, desto unbedeutender ist die Nationalmannschaft des Landes.

Verliererin der Woche…

…war für mich Manuela Schwesig, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Viel zu lange hat sie an der Gaspipeline Nord Stream 2 festgehalten und die dubiose Stiftung gerechtfertigt, die das Projekt tragen sollte. Forderungen nach einem Rücktritt hat sie in dieser Woche mit den Worten zurückgewiesen, sie sei erst vor einem halben Jahr mit großer Mehrheit gewählt worden.


Manuela Schwesig während eines Besuchs auf dem Gelände der Werft German Naval Yards am 21. April

Manuela Schwesig während eines Besuchs auf dem Gelände der Werft German Naval Yards am 21. April


Foto: Marcus Brandt / dpa

Das aber ist kein gutes Argument. Bei Rücktritten in der Politik geht es nicht um Mehrheiten, sondern um Fragen des Anstands und der Erträglichkeit. Schwesig kann das Thema nicht an die Wählerinnen und Wähler delegieren, sondern muss selbst entscheiden, was sie der SPD und ihrem Land zumuten kann. Das hängt wohl auch davon ab, was noch über das Gebaren der Stiftung und Schwesigs Rolle dabei herauskommt.


Die jüngsten Meldungen aus der Nacht

Die SPIEGEL+-Empfehlungen für heute

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag.

Ihr Dirk Kurbjuweit

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