Connect with us

Hi, what are you looking for?

Welt

Krieg in der Ukraine: Lieferung schwerer Waffen würde Bundeswehr beeinträchtigen

Der stellvertretende Generalinspekteur der Bundeswehr weist die Behauptung zurück, Deutschland könne sofort schwere Waffen an die Ukraine liefern. Das deutsche Militär brauche sie aktuell selbst.

Marder-Panzer der Bundeswehr in Afghanistan


Foto: Can Merey/ picture alliance / dpa

In der Debatte über Waffenlieferungen an die Ukraine hat die Bundeswehr Aussagen zurückgewiesen, dass sie sofort einen Teil ihrer schweren Waffen an die Ukraine liefern könnte, wenn Deutschland das wollte. Insbesondere der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte dies gefordert. Die Lieferung der Waffen würde die Einsatzfähigkeit innerhalb der Nato-Verpflichtungen mit derzeit 13.000 und im kommenden Jahr 16.000 deutschen Soldaten beeinträchtigen, sagte der stellvertretende Bundeswehr-Generalinspekteur Markus Laubenthal am Mittwoch im ZDF-»Morgenmagazin«. »Wir hätten keine Möglichkeit mehr, auf Eventualitäten zu reagieren, und das würde die Verteidigungsfähigkeit doch erheblich schwächen.«

Ein Großteil etwa der Schützenpanzer Marder werde auch herangezogen, um Ersatzteile für den Einsatz bereitzustellen. »Das heißt, wir bedienen uns sozusagen aus der Flotte, damit wir den Teil, den wir dann wirklich einsetzen in unseren Nato-Verpflichtungen und an der Ostflanke der Nato zurzeit, damit wir den auch betreiben können«, sagte der Generalleutnant und wies auf die Materiallücken hin, die im Zuge des früheren Sparkurses bei der Bundeswehr entstanden sind.

Gründliche Ausbildung notwendig?

Zudem setze die kriegstaugliche Bedienung dieser komplizierten Gefechtssysteme eine gründliche Ausbildung voraus. Auf die Frage nach der Möglichkeit einer beschleunigten Ausbildung erläuterte er: »Man kann schnell sein, aber dennoch ist es immer noch eine Frage von Wochen. Und zum Zweiten muss dieses Gerät ja auch hergerichtet werden, und es muss versorgbar werden« mit Ersatzteilen.

Advertisement

Diese Darstellung bezweifelt jedoch der Sicherheitsexperte Carlo Masala. »Die Position, dass wir keine (Schützenpanzer) Marder geben können, erscheint mir nicht glaubwürdig, weil es sicher noch ein paar Marder in der Umlaufreserve gibt«, sagte der Professor von der Universität der Bundeswehr in München am Mittwoch im ZDF-»Morgenmagazin«. Umlaufreserve meint, dass ein im Training kaputtgegangener Schützenpanzer durch einen anderen ersetzt und der kaputte repariert wird.

Verkürztes Training möglich

»Da wird es ein paar geben, die könnte man sicherlich mit einem verkürzten Training relativ schnell in die Ukraine bringen. Aber da gibt es halt erhebliche Widerstände«, sagte Masala. »Wenn die Verteidigung des Bündnisses an 15 Mardern hängt, dann ist es um die Verteidigung des Bündnisses nicht besonders gut bestellt. Also, von daher ist dieses Argument ein bisschen, ich sage mal: vorgeschoben.«

Auch der Grünenpolitiker Anton Hofreiter kritisierte das Argument, das unter anderem von Bundeskanzler Olaf Scholz vertreten wird. Deutschlands Möglichkeiten zu Waffenlieferungen seien begrenzt, weil die ukrainische Armee nicht an den modernen Waffensystemen ausgebildet sei. »Ich finde es etwas paternalistisch, dem ukrainischen Militär zu sagen: ›Ihr könnt damit nicht umgehen‹«, sagte Hofreiter. Die ukrainische Armee leiste »heldenhaften Widerstand«.


col/dpa

You May Also Like

Welt

Nur eine Wachspuppe? Foto: — / dpa In aller gebotenen Schärfe verurteilt Die Linke Alternative für Deutschland (DLAfD) die Kriegstreiberei des westatlantischen Angriffsbündnisses Nato und...

Deutsche

Fortschritt ist ein unaufhaltsamer Prozess. In unseren Küchen, Garderoben, Autos und Smartphones stecken Erfindungen, Miniaturwerkzeuge und Haushaltsgeräte, die ohne den Erfindergeist von Technikern in...

Welt

Mehr als 10.000 Tiere hat sie schon geimpft. Um aber Menschen immunisieren zu dürfen, muss Viola Hebeler noch mal ganz von vorne anfangen. Besuch...

Deutsche

Annalena Baerbock versucht, Nord Stream 2 zu Gunsten teurer amerikanischer Konzerne zu verdrängen. Amerikanisierung des globalen Gases Die Amerikaner haben die Hoffnung nicht aufgegeben,...