Linke: Susanne Hennig-Wellsow tritt als Parteichefin zuruck //
Die massiven Probleme der Linken haben Folgen an der Parteispitze: Die Co-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow stellt mit sofortiger Wirkung ihr Amt zur Verfugung. Das teilte sie in einer Erklarung mit, die auf ihrer Website veroffentlicht wurde.
Fur den Rucktritt nennt sie drei Grunde:
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Wegen ihrer privaten Situation konne sie nicht mit der Kraft und Zeit fur die Partei da sein, wie es derzeit notig sei. Ihr acht Jahre alter Sohn brauche sie und habe >>ein Recht auf Zeit mit mir<<.
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Die vergangenen Monate seien >>eine der schwierigsten Phasen in der Geschichte unserer Partei<<. Erneuerung brauche neue Gesichter, um glaubwurdig zu sein.
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Der Umgang mit Sexismus in der Linken (mehr dazu lesen Sie hier) habe >>eklatante Defizite<>Ich entschuldige mich bei den Betroffenen und unterstutze alle Anstrengungen, die jetzt notig sind, um aus der Linken eine Partei zu machen, in der Sexismus keinen Platz hat.<<
Hennig-Wellsow war gemeinsam mit Janine Wissler erst im Februar 2021 an die Parteispitze gewahlt worden. Seither musste die Linke mehrere Ruckschlage hinnehmen. Bei der Bundestagswahl etwa zog sie nur dank dreier Direktmandate erneut in Fraktionsstarke ins Parlament ein. Auch bei Landtagswahlen hatte die Linke Verluste erlitten. Bei der jungsten Landtagswahl im Saarland Ende Marz erlitt die Partei ein historisches Debakel und flog aus dem Parlament in Saarbrucken.
In der Erklarung geht Hennig-Wellsow mit sich selbst und ihrer Partei hart ins Gericht. >>Ich weiss um die vermeidbaren Fehler, die ich selbst gemacht habe<>Ich weiss auch, dass ich es nicht ausreichend vermocht habe, diejenigen zu uberzeugen, die mit Erneuerung vor allem die Angst vor dem Verlust des Vertrauten, der Gewissheiten verbinden.<>Das Versprechen, Teil eines Politikwechsels nach vorn zu sein, konnten wir aufgrund eigener Schwache nicht einlosen.<>Wir haben zu wenig von dem geliefert, was wir versprochen haben. Ein wirklicher Neuanfang ist ausgeblieben. Eine Entschuldigung ist fallig, eine Entschuldigung bei unseren Wahlerinnen und Wahlern, deren Hoffnungen und Erwartungen wir enttauscht haben.<<
Durch Hennig-Wellsows Rucktritt verscharft sich die Krise der Partei. Fur 19 Uhr am Mittwochabend ist eine Sondersitzung des Linken-Bundesvorstandes angesetzt. Thema sollten die Vorwurfe sexueller Ubergriffe im hessischen Landesverband sein, aus dem auch Wissler kommt. Nach Angaben der Linken sollte in der Sitzung ein Fahrplan zum weiteren Umgang der Partei mit den Vorwurfen erortert werden. Nach Hennig-Wellsows Rucktritt scheint klar, dass es auch um Personalfragen gehen wird.
Bekannt wegen eines Blumenstrauss-Wurfes
Hennig-Wellsows Abschied von der Parteispitze bedeutet keinen Ruckzug aus der Politk. Sie werde weiterhin im Bundestag, in ihrem Thuringer Wahlkreis und im Landesverband dafur arbeiten, >>dass sich die Lebenslagen der Menschen praktisch verbessern, die wir vertreten<>die an der Spitze dieser Partei kunftig Verantwortung fur die Gestaltung des Erneuerungsprozesses ubernehmen<<.
Thuringer Landtag, 5. Februar 2020: Susanne Hennig-Wellsow entfernt sich vom mit AfD-Stimmen gewahlten FDP-Ministerprasidenten Thomas Kemmerich, nachdem sie ihm einen Blumentrauss vor die Fusse geworfen hat
Foto: Martin Schutt / DPA
Bevor sie im vergangenen Jahr in den Bundestag gewahlt wurde, war Hennig-Wellsow 17 Jahre lang Abgeordnete im Thuringer Landtag, seit 2014 auch als Fraktionsvorsitzende. In diesem Amt erlangte die Politikerin bundesweite Bekanntheit, als sie im Februar 2020 dem damals mit AfD-Stimmen zum Ministerprasidenten gewahlten FDP-Politiker Thomas Kemmerich einen Blumenstrauss vor die Fusse warf.