erften: Bundeswehr will Rostocker Pleitewerft ubernehmen //
In jeder Pleite liegt auch eine Chance. So sieht es jedenfalls Vizeadmiral Carsten Stawitzki, der einflussreiche Leiter der Rustungsabteilung im Berliner Verteidigungsministerium. In der vergangenen Woche verschickte der Marineoffizier einen vertraulichen Brief an die >>sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen<< im Ministerium. Das Schreiben liegt dem SPIEGEL vor.
Durch die Insolvenz der MV-Werften biete sich fur die Bundeswehr die >>einmalige Gelegenheit<>Teile der vorhandenen Werftinfrastruktur zu ubernehmen<>kunftig zu decken<<.
Die beiden Worte >>einmalige Gelegenheit<< hatte er gefettet.
Worum geht es? Im Januar meldeten die MV-Werften Insolvenz an. Das Unternehmen des asiatischen Tourismuskonzerns Genting Hong Kong betrieb in Mecklenburg-Vorpommern drei Werften: in Stralsund, Wismar und Rostock. Stralsund ist inzwischen verkauft worden, die etwa 2000 Beschaftigten an den beiden anderen Standorten wechselten in Transfergesellschaften.
Fur den Standort Wismar interessiert sich die Kieler Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS), die sich vor allem auf den Bau von U-Booten spezialisiert hat und die internationale Nachfrage kaum decken kann.
Marine leidet
An der Rostocker MV-Werft hingegen hat jetzt die Bundeswehr ihr Interesse angemeldet. Die Marine leidet seit Jahren unter knappen Instandsetzungskapazitaten. Nach der Weltfinanzkrise hatte der damalige CDU-Verteidigungsminister Thomas de Maiziere 2011 das Personal der beiden Marinearsenale in Wilhelmshaven und Kiel halbiert, in denen die Kriegsschiffe regelmassig uberholt werden.
Mit dem Krieg in der Ukraine habe die >>konsequente Erhohung der materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr<>mehr denn je an Gewicht gewonnen<>essenzieller Bedeutung<<.
Das Ministerium, das Marinekommando und das Koblenzer Beschaffungsamt der Bundeswehr, dem die Marinearsenale unterstehen, hatten den Kauf der Rostocker Werft >>mit einem durchweg positiven Ergebnis<< bereits gepruft, inklusive der Wirtschaftlichkeit. Und auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht habe Anfang April in einem >>Tischgesprach<>notwendige Entscheidung belastbar zu verdichten<<.
Der Insolvenzverwalter hat der Bundeswehr inzwischen zugestanden, die Frist fur die Abgabe eines Angebots auf Anfang Mai zu verlangern. Geht es nach den Ministerialen, soll die Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben die Rostocker Werftanlage kaufen und dann an das Ministerium weitervermieten.
Nach den jetzigen Uberlegungen konnten dann langfristig etwa 500 der bisher 800 Beschaftigten der Rostocker Auffanggesellschaft vom Kieler Marinearsenal als Beamte oder Angestellte ubernommen werden. Gleichzeitig wurde die Bundeswehr dort etliche Ausbildungsplatze schaffen. Die Schweriner SPD-Ministerprasidentin Manuela Schwesig, heisst es in der Bundeswehr, sei von den Planen sehr angetan.
Kommt der Deal zustande, konnten die funf Korvetten aus dem benachbarten Marinestutzpunkt Warnemunde in Rostock gewartet werden. Etwa alle drei Jahre mussen die Kriegsschiffe grundlegend uberholt werden. Kostenpunkt: jeweils etwa 20 Millionen Euro.