Die Bundesanwaltschaft hat vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dusseldorf Anklage gegen einen Reserveoffizier der Bundeswehr erhoben, der fur einen russischen Geheimdienst spioniert haben soll. Ralph G. sei stellvertretender Leiter eines Kreisverbindungskommandos gewesen und habe mehreren Ausschussen der deutschen Wirtschaft angehort, heisst es in einer Mitteilung der Behorde in Karlsruhe.
Nach SPIEGEL-Informationen war der 1957 geborene Diplom-Okonom aus dem Rheinland Oberstleutnant der Reserve und soll nach Erkenntnissen der Ermittler fur den russischen Militargeheimdienst GRU tatig gewesen sein. In seinem Zivilberuf arbeitete Ralph G. als Vertriebsmanager fur eine internationale Maschinenbaufirma im Rheinland. Ein Foto zeigt den russischen Generalkonsul bei einer Besichtigung der Firma neben G.
Auch privat interessierte Ralph G. sich fur Russland. Mit einer Gruppe von Reservisten reiste er nach Kaliningrad und kummerte sich um Kriegsgraber. Uber den Besuch schrieb er, das sei ein Zeichen fur den Frieden gewesen.
Das Ermittlungsverfahren gegen G. lauft nach SPIEGEL-Informationen bereits seit langerer Zeit; Mitte 2020 soll es zudem zu Durchsuchungsmassnahmen gekommen sein. Flucht- oder Verdunklungsgefahr sehen die Behorden offenbar nicht – der Beschuldigte befindet sich auf freiem Fuss. Fur eine Stellungnahme zu den Vorwurfen war G. am Freitag zunachst nicht erreichbar.
Im Gegenzug Einladungen zu Veranstaltungen erhalten
Zwischen 2014 und 2020 soll er laut Bundesanwaltschaft dem russischen Geheimdienst Dokumente und Informationen zugespielt haben. Neben Einblicken zum Reservistenwesen soll G. auch Informationen uber die zivile Verteidigung oder zur Gaspipeline Nord Stream 2 an Russland weitergegeben haben.
Seinen Ansprechpartnern beim russischen Geheimdienst liess er laut der Mitteilung zudem >>personenbezogene Daten von hochrangigen Angehorigen der Bundeswehr und aus der Wirtschaft<>einen Uberblick uber die Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika und ihrer westlichen Verbundeten<< geliefert, heisst es. Im Gegenzug soll er Einladungen zu Veranstaltungen russischer Regierungsstellen erhalten haben.