Ein Glückwunschschreiben des Bundespräsidenten ist eigentlich eine freudige Angelegenheit. Die Nachricht von Frank-Walter Steinmeier an Schauspielerin und Regisseurin Margarethe von Trotta anlässlich ihres 80. Geburtstages hat jedoch für Ärger gesorgt.
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Steinmeier lobte, dass von Trotta mit ihrer »eigenen Handschrift neue Sichtweisen, insbesondere auf große Frauen der Weltgeschichte« ermöglicht habe, »die sich den Brüchen und Zumutungen ihrer jeweiligen Zeit stellen«. Dazu zählten laut dem Schreiben »Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen oder Hannah Arendt« – und die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin. Von Trotta hatte über diese Frauen Filme gedreht.
Ensslin gehörte der ersten Generation der »Roten Armee Fraktion« an, einer linksterroristischen Vereinigung. Die RAF hatte vor allem in den siebziger und achtziger Jahren die Bundesrepublik terrorisiert. 1998 erklärte sie sich für aufgelöst. Insgesamt gehen 34 Morde auf ihr Konto. Auch Ensslin wurde wegen Mordes verurteilt und starb im Gefängnis.
Der ehemalige »Bild« -Chefredakteur Julian Reichelt veröffentlichte einen Ausschnitt des Schreibens auf dem Nachrichtendienst Twitter und verurteilte die Formulierung scharf. Daraufhin meldete sich die Sprecherin des Bundespräsidenten Anna Engelke zu Wort: »Das ist ganz klar ein Fehler. Eine verurteilte Mörderin gehört nicht in diese Reihe. Wir entschuldigen uns und werden das Glückwunschschreiben korrigieren.« Das Schreiben wurde daraufhin von der Webseite des Bundespräsidialamtes gelöscht.
Erst vor Kurzem ist Steinmeier für eine zweite Amtszeit ins Schloss Bellevue gewählt worden. »Ich danke für das Vertrauen derer, die mir ihre Stimme gaben«, sagte Steinmeier nach seiner Wiederwahl, »und ich bitte um das Vertrauen jener, die sie mir nicht gaben.« Er versprach, sein Amt überparteilich und demokratisch fortzuführen. An die versammelten Abgeordneten richtete er ein Versprechen und eine Mahnung: »Wer für die Demokratie streitet, der hat mich auf seiner Seite. Wer sie angreift, wird mich als Gegner haben.«