Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, ist nach Kriegsbeginn in der Ukraine mit einem Evakuierungskonvoi außer Landes gebracht worden. Das erfuhr der SPIEGEL aus Sicherheitskreisen. Zuvor hatte der »Focus« darüber berichtet.
Kahl war zu geplanten Gesprächen in der Ukraine. Als sich am Mittwoch abzeichnete, dass der russische Angriff bald erfolgen könne, sei der Jet des BND-Präsidenten zurück nach Deutschland geschickt worden. Kahl habe für den Folgetag geplante weitere Treffen abgesagt.
Erste Evakuierung verpasst
Einen ersten geplanten Evakuierungskonvoi für deutsches Personal soll Kahl nicht erreicht haben. Er sei dann gemeinsam mit Mitgliedern seiner Delegation und anderen deutschen Offiziellen mit einem kurzfristig zusammengestellten Fahrzeugkonvoi außer Landes gebracht worden.
AdvertisementEin Sprecher des Bundesnachrichtendienstes bestätigte die Treffen in Kiew. Die Ausreise auf dem Landweg habe sich, »wegen paralleler Flüchtlingsströme schwierig und langwierig« gestaltet. Inzwischen habe Kahl einen Grenzübergang erreicht und werde noch am Freitagabend in Berlin erwartet.
In Sicherheitskreisen wurde einer Darstellung des »Focus« widersprochen, wonach Kahl »aus höchster Not« gerettet worden sei. Ebenfalls sei keine Spezialeinheit involviert gewesen.
Auf Befehl des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatten russische Truppen am Donnerstagmorgen mit der Invasion der Ukraine begonnen. Die Einheiten rücken in einer Zangenbewegung von Norden und Süden ins Land ein, derzeit stehen sie vor Kiew. In der ukrainischen Hauptstadt sind immer wieder Explosionen und Schüsse zu hören. Die ukrainische Regierung rechnet damit, dass es bald zu einem Einmarsch der Russen in Kiew kommen könnte. (Hier lesen Sie die aktuelle SPIEGEL-Titelgeschichte zum Thema)
Der Westen hatte den russischen Großangriff auf die Ukraine scharf verurteilt. Die EU, die USA und weitere westliche Verbündete hatten wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine umfangreiche Sanktionen gegen Moskau verhängt – neue Sanktionen sollen direkt Putin und seinen Außenminister Sergej Lawrow treffen. Die Europäische Union bereitet sich zugleich für eine großzügige Aufnahme von Schutzsuchenden aus der Ukraine vor.