Die Einwohnerinnen und Einwohner der EU-Staaten legen sich jedes Jahr 15 Kilogramm an Bekleidung, Schuhen und Textilien wie Bettwäsche oder Handtücher zu – jeder und jede einzelne. Pro Kopf würden damit 391 Kilogramm an Rohstoffen verbraucht, 9.000 Liter Wasser und 400 Quadratmeter Landfläche. Hinzu kämen 270 Kilogramm an CO₂-Äquivalenten.
Diese Berechnungen sind Teil einer Analyse der Europäischen Umweltagentur EEA. Im März soll eine offizielle Strategie der EU-Kommission folgen, wie die hohen Umwelt- und Klimabelastung durch die Produktion und den Konsum von Textilien verringert werden kann.
Obwohl in der Corona-Pandemie weniger Textilwaren gekauft wurden, belief sich der Pro-Kopf-Verbrauch der EU-Bürgerinnen und -Bürger im Jahr 2020 noch auf schätzungsweise 14,8 Kilogramm. Darunter entfielen 6,1 Kilogramm auf Kleidungsstücke, 6,0 Kilogramm auf Haushaltstextilien und 2,7 Kilogramm auf Schuhe.
AdvertisementDie Umweltagentur wies darauf hin, dass die Schätzungen mit gewissen Unsicherheiten behaftet seien. Das jährliche Mittel sei im vergangenen Jahrzehnt jedoch relativ konstant geblieben. Die berechneten Werte werden nicht für einzelne der 27 EU-Staaten angegeben. Der EEA zufolge haben Menschen in reicheren Staaten jedoch einen höheren Verbrauch.
Insgesamt habe der Verbrauch von Textilien die viertgrößten durchschnittlichen Auswirkungen auf Umwelt und Klima – nach dem Verzehr von Lebensmitteln, Wohnen und Mobilität.
162 Milliarden Euro Umsatz, pro Jahr
Die Textilindustrie gehört zu den weltgrößten Wirtschaftszweigen. Die Vereinten Nationen schätzen ihren Jahresumfang auf 2,4 Billionen Dollar, umgerechnet sind das rund 2,1 Billionen Euro. Weltweit sind mehr als 75 Millionen Menschen in dieser Industrie beschäftigt.
Für die EU hat die Umweltagenturen zahlen aus dem Jahr 2019: Damals sei in der Textil- und Bekleidungssektor ein Umsatz von 162 Milliarden Euro erzielt worden, mit der Arbeit von mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten. Exportiert würden Textilien aus der Europäischen Union vor allem nach Großbritannien, in die Schweiz und die USA.
Verbraucht werden die Ressourcen in anderen Ländern
Importiert würden Textilien hauptsächlich aus China, Bangladesch und der Türkei. Der Großteil des Ressourcenverbrauchs und der Emissionen falle entsprechend in diesen Ländern an – von den 270 Kilogramm CO₂-Äquivalenten wurde nur etwas mehr als ein Viertel direkt in der EU ausgestoßen.
Was müsste sich ändern? Die EEA fordert eine »Verlagerung hin zu zirkulären Geschäftsmodellen und langlebigen Designs«, der Einsatz von Ressourcen müsse ebenso minimiert werden wie der anfallende Abfall. Das heißt im Klartext: weniger wegwerfen, weniger neu kaufen. Aber auch: mit langlebigeren, umweltfreundlichen Materialien produzieren und mehr recyceln. Allerdings gebe es bislang kein echtes Kreislaufsystem, in dem Altkleider zu neuen Textilien werden könnten.