»Wer bei mir Führung bestellt, der bekommt sie auch.« Dieses Mantra benutzte Olaf Scholz im Laufe seiner politischen Karriere immer wieder – zuletzt im Bundestagswahlkampf, aus dem er als Kanzler hervorging. Und tatsächlich trauten viele Menschen dem Sozialdemokraten zu, diesem Anspruch gerecht zu werden.
AdvertisementInzwischen aber, nach nur wenigen Wochen im Amt, schwindet in der Bevölkerung der Glaube an Scholz’ Kanzlerkompetenzen. Das zeigen Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey für den SPIEGEL.
Demnach büßt Scholz bei fast allen abgefragten Eigenschaften im Vergleich zum Monat der Wahl deutlich an Zustimmung ein. Und nur noch etwa ein Fünftel der Deutschen ist der Meinung, dass der SPD-Politiker bisher als Kanzler einen guten Job gemacht hat. Mehr als 60 Prozent sind der gegenteiligen Ansicht.
Hintergründe zur Civey-Methodik lesen Sie hier.
Im Dezember, als Scholz sein Amt antrat, war das Bild, das die Menschen von ihm hatten, noch überwiegend positiv. In den Tagen nach der Kanzlerwahl äußerten 49 Prozent die Erwartung, dass er ein guter Kanzler sein werde, rund ein Drittel stand ihm hingegen eher ablehnend gegenüber.
Eine ähnlich negative Entwicklung ist bei der Bewertung des Politikstils des Regierungschefs zu beobachten. In Umfragen vor der Bundestagswahl antworteten zum Beispiel 38 Prozent, dass Scholz’ Politikstil von Fachkenntnissen geprägt sei. Immerhin 28 Prozent hielten ihn für führungsstark, nur etwas weniger schätzten den Sozialdemokraten für seine klare Positionierung. Scholz schnitt bei diesen Fragen damals deutlich besser ab als seine Mitbewerber ums Kanzleramt.
Viele Menschen scheinen inzwischen jedoch enttäuscht von Scholz’ Kanzlerperformance. Seine Fachkompetenz würdigen nur noch rund 20 Prozent, klare Positionen und Führungsstärke wollen gar nur noch 11 beziehungsweise 8 Prozent erkennen. Der Anteil derer, die dem Kanzler keine der genannten Eigenschaften zuschreiben, ist dagegen deutlich gestiegen: von rund 40 auf über 60 Prozent.
Scholz ist an diesem Montag auf Antrittsbesuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington, um dort unter anderem Geschlossenheit im transatlantischen Verhältnis zu demonstrieren. Dem SPD-Politiker wird von einigen Bündnispartnern vorgeworfen, in der Ukrainekrise zu wenig Druck auf Russland auszuüben.