SPIEGEL: Frau Keupen, wussten Sie überhaupt, dass es Ersatzmitglieder für die Bundesversammlung gibt, bevor Sie selbst eines wurden?
AdvertisementKeupen: (lacht) Nein, das war mir nicht bekannt. Aber unter Corona-Bedingungen ist das natürlich nachvollziehbar. Ich sehe ja hier in meiner Kommune, wie viele Menschen zurzeit durch Quarantäne oder Krankheit wegfallen. Von daher sind Ersatzmitglieder sicher eine gute Maßnahme. Und ich freue mich, bei dem großen Ereignis dabei zu sein.
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Im Kampf gegen Corona hat sich das Gastgeberland der Olympischen Spiele vom Rest der Welt abgeschottet. Überzeugt vom eigenen Weg, schnürt die Führung in Peking ihre Bürger ein und gängelt Unternehmen. Das hat weitreichende Folgen für die Welt.
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SPIEGEL: Was genau wird von Ersatzmitgliedern der Bundesversammlung erwartet – mussten Sie da erst mal googeln?
Keupen: Natürlich habe ich mich zuerst mit meinen Mitarbeitern besprochen. Als Ersatzmitglied bin ich vollständiges Mitglied der Bundesversammlung. Das heißt, ich werde an dem Programm auch vollumfänglich teilnehmen. Das habe ich den Unterlagen entnommen, die ich vor ein paar Tagen von der Bundestagspräsidentin bekommen habe.
SPIEGEL: Nach Ihrer Nominierung haben Sie auf Twitter geschrieben, Sie seien »immer zur Stelle, wenn Unterstützung gebraucht wird«. Also fahren Sie jetzt einmal durch die Republik von Aachen nach Berlin?
Keupen: Das ist doch klar. Ich werde nach Berlin fahren und dort zur Stelle sein. Das Hotelzimmer ist bereits gebucht. Im Detail arbeite ich mich in die Abläufe bereits ein. Aber ich stelle mir das so vor, dass wir auf der »Wartebank« sitzen und beim Zählappell – diesen Begriff finde ich übrigens sehr bemerkenswert – antreten müssen, wenn wir aufgerufen und gebraucht werden.
SPIEGEL: Wissen Sie, wie viele Leute ausfallen müssten, damit Sie abstimmen dürfen?
Keupen: Die Grünen haben mich auf ihre Vorschlagsliste für Nordrhein-Westfalen gesetzt. Auf dieser Liste bin ich das zwölfte Mitglied – wähle also den Bundespräsidenten, wenn eine der ersten elf Personen ausfallen sollte. Ich vermute, dass sich das am Tag beim Zählappell herausstellen wird, ob auf uns Nachrücker zurückgegriffen werden muss.
SPIEGEL: Hoffen Sie darauf, zum Einsatz zu kommen? Oder wäre Ihnen lieber, wenn das nicht notwendig wird?
Keupen: Wenn ich schon aus dem äußersten Westen durchs ganze Land nach Berlin fahre, wäre es toll, am Ende auch den Wahlzettel in die Urne zu werfen. Aber eigentlich ist das aus meiner Position heraus nicht die Frage. Ich freue mich, überhaupt teilnehmen zu können. Und ich bin wie immer auf alles vorbereitet.