Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin:
»Wir gedenken der Millionen Menschen, die verfolgt, beraubt, gedemütigt, entrechtet, gequält und dem Tode preisgegeben wurden, weil sie anders dachten, anders glaubten, anders liebten oder weil ihr Leben den Nationalsozialisten als unwert galt.«
Erstmals hat Bundetagspräsidentin Bärbel Bas die Holocaust-Gedenkstunde im Bundestageröffnet. Sie erinnerte nicht nur an die Gräueltaten der Nazis. Sie sprach auch über die Probleme der Gegenwart – und verwies klar auf die AfD, ohne die Partei zu nennen.
Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin:
»Unsere freiheitliche Demokratie muss sich wappnen gegenüber denen, die die Demokratie beschwören, aber nur ihre eigene Freiheit meinen, die Toleranz für sich einfordern, aber für Pluralismus nur Verachtung übrig haben, die Lügen verbreiten, um zu verunsichern, die zu Hass und Gewalt anstacheln, um sich im Nachhinein mit empörter Geste zu distanzieren. Die Mehrheit in diesem Land hat dafür nichts übrig. Sie lässt sich nicht zum Hass verführen. Sie wählt und streitet demokratisch, und das gerne leidenschaftlich, auch erbittert. Gegenüber den anderen brauchen wir mehr Mut zur Intoleranz, den entschlossenen Einsatz aller Mittel, die die wehrhafte Demokratie kennt. Wenn Rechtsextremisten, Geschichtsrevisionisten und Völkisch-Nationale Wahlerfolge feiern, dann ist das kein Alarmzeichen, dann ist es allerhöchste Zeit zu handeln. «
Der Höhepunkt des Gedenkens war wieder mal die Rede einer Holocaust-Überlebenden. Diesmal sprach Inge Auerbacher. Im August 1942 wurde die Jüdin mit ihrer Familie ins KZ Theresienstadt deportiert.`
AdvertisementInge Auerbacher, Holocaust-Überlebende:
»Ich war sieben Jahre alt und die jüngste von circa 1.100 Personen, von denen meine Eltern und ich und ganz wenige andere überlebt haben.«
»Es gab keinen Ausweg, nur die Gaskammern in Auschwitz, zu verhungern, Selbstmord oder an Krankheiten zu sterben.«
20 Personen ihrer Familie sind von den Nazis ermordet worden. Aber auch Auerbachers eigenes Leben beeinträchtigten die Jahre im KZ nachhaltig. Auerbach erkrankte an Tuberkulose und hatte jahrelang damit zu kämpfen.
Auch sie schloss ihre Rede mit einem Appell.
Inge Auerbacher, Holocaust-Überlebende:
»Mein innigster Wunsch ist die Versöhnung aller Menschen. Die Vergangenheit darf nie vergessen werden. Zusammen wollen wir beten für Einigkeit auf Erden. Lasst uns gemeinsam einen neuen Morgen sehen. Dieser Traum soll nie, nie, nie wieder verloren gehen. Vielen Dank.«
Zum Abschluss sprach Mickey Levy, er ist Präsident der Knesset, des israelischen Parlaments.
Mickey Levy, Präsident der Knesset:
»Die ewig ernste Mahnung des Holocaust an den Juden Europas lautet: Nie wieder. Nie wieder.«
Am Ende seiner Rede trug Levy ein Gebet vor. Letztlich versagte ihm vor lauter Emotion die Stimme.
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