Am Donnerstagmorgen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) neue Rekorde – wieder einmal: 203.136 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. So viele Menschen haben sich in Deutschland noch nie innerhalb eines Tages infiziert. Die Sieben-Tage-Inzidenz übersteigt nun erstmals die Tausender-Marke.
Doch trotz der weiterhin rasant steigenden Infektionszahlen und des damit auch wachsenden Ansteckungsrisikos scheint die Stimmung in Teilen der Bevölkerung erstaunlich gelassen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des SPIEGEL.
Demnach sorgen sich aktuell etwa 48 Prozent der Deutschen weniger vor einer Coronaerkrankung als in der Vergangenheit – wegen der oft milderen Krankheitsverläufe bei einer Infektion mit der Omikron-Variante.
Bislang ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen niedriger als erwartet. Allerdings hat die Omikron-Welle nach Einschätzung von Experten noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Für rund 40 Prozent hat eine Covid-19-Erkrankung ihren Schrecken auch mit der derzeit vorherrschenden Virusvariante nicht verloren.
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Vor allem jüngere Menschen äußern sich weniger besorgt. Drei Viertel der 18- bis 29-Jährigen antworten entsprechend. Je älter die Menschen werden, desto höher ist dagegen ihre Sorge vor einer Erkrankung – schließlich steigt mit dem Alter auch das Risiko eines schweren Verlaufs. Hinzu kommt, dass derzeit immer noch ein Viertel der Deutschen nicht geimpft und ein ähnlicher Anteil der Menschen über 60 nicht geboostert ist.
Mit dieser Impfquote, so betonen Experten immer wieder, wäre es zu früh, das Virus ohne Beschränkungsmaßnahmen einfach »laufen zu lassen«. Deutschland müsste für eine Durchseuchung derzeit zu hohe Todeszahlen in Kauf nehmen. Außerdem bedeutet eine Infektion mit Omikron nicht zwingend die Immunität gegen andere Varianten des Virus.
Unsicherheit bei Maßnahmen
Die zunehmende Gelassenheit bei vielen Deutschen scheint sich auch in der Bewertung der Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu spiegeln. Rund 35 Prozent bewerten die aktuellen Maßnahmen als übertrieben, annähernd genauso viele halten sie für nicht ausreichend, kaum weniger für angemessen.
So nah lagen die Werte für die verschiedenen Beurteilungen noch nicht beieinander. Im Zeitverlauf ist die Zahl derer, die die Maßnahmen für unzureichend erachten, dabei zuletzt kontinuierlich gesunken. Anfang Dezember glaubten noch rund zwei Drittel der Deutschen, dass strengere Regeln im Kampf gegen das Virus nötig seien. Nun ist es nur noch ein Drittel.
Der Anteil der Menschen, die die Maßnahmen der Politik für übertrieben oder angemessen halten, ist seither dagegen deutlich gestiegen – von 20 beziehungsweise 13 Prozent.