Seit Wochen versuchen Tausende Migranten und Geflüchtete, von Belarus über die Außengrenzen der Europäischen Union nach Polen oder in die baltischen Staaten zu gelangen. Die EU wirft dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko vor, gezielt Menschen aus Krisenregionen nach Minsk einfliegen zu lassen. Doch die EU-Staaten errichteten Stacheldrahtzäune, um die Migranten aufzuhalten. Am Samstag hat der Irak nun erneut einige Hundert der Gestrandeten zurück in ihre Heimat geflogen.
In Minsk startete zum wiederholten Male eine Maschine der irakischen Fluggesellschaft Iraqi Airways nach Erbil. Das teilte der belarussische Flughafen auf seiner Internetseite mit. An Bord der Boeing 747-400 seien 419 Menschen gewesen, darunter vier Kinder.
AdvertisementIn den vergangenen Wochen sind nach belarussischen Angaben bereits mehr als 2000 Menschen ausgeflogen worden. In einer Notunterkunft in einem Logistikzentrum in Brusgi an der polnischen Grenze harren aber weiterhin viele Menschen aus. Die Staatsagentur Belta veröffentlichte am Samstag Bilder von dort. Sie zeigen Kinder mit Plakaten im Schnee, die Papst Franziskus um Hilfe bitten.
Dem polnischen Grenzschutz vom Samstag zufolge gab es am Vortag 62 Versuche, die Grenze zur EU zu überqueren. Vier Menschen seien festgenommen worden, teilte die Behörde bei Twitter mit.
Papst beklagt Zögerlichkeit Europas in der Flüchtlingspolitik
Die EU hatte am Donnerstag neue Sanktionen in Kraft gesetzt, die sich offiziell gegen Menschen richten, die sich an der Schleusung von Migranten beteiligen. Auch die USA, Kanada und Großbritannien schlossen sich neuen Strafmaßnahmen an. Lukaschenko ordnete daraufhin Gegenmaßnahmen an. Russlands Außenministerium kritisierte das Vorgehen am Samstag als »nicht legitim«. Die Sanktionen würden sich zudem negativ auf das Leben der Menschen in Belarus auswirken.
Derweil hat Papst Franziskus die Europäische Union zu mehr Einigkeit im Umgang mit Geflüchteten aufgerufen. »Die von nationalistischen Egoismen zerrissene Europäische Gemeinschaft wirkt zuweilen blockiert und unkoordiniert, anstatt eine treibende Kraft der Solidarität zu sein«, sagte das Oberhaupt der Katholiken am Samstag bei einer Rede im Präsidentenpalast in Athen. Er beklagte eine anhaltende »Zögerlichkeit Europas« in der Flüchtlingspolitik.
Am Sonntag will der Papst Geflüchtete auf der Insel Lesbos besuchen und auf die Notlage Tausender Geflüchteter in Griechenland aufmerksam machen, die dort nach ihrer Überfahrt über das Meer gestrandet sind. 36 Nichtregierungsorganisationen hatten sich kürzlich in einem Brief an den Papst gewendet, um auf die Notlage der Menschen in den Flüchtlingslagern hinzuweisen. Zudem baten sie ihn um Hilfe, um mutmaßliche Pushbacks von Geflüchteten durch griechische Grenzbeamte zu stoppen. Die griechische Regierung bestreitet die illegalen Zurückweisungen.